bis 1420.
Epoche von 1350
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Böhmen, Procop, Adalbert, Veit und Ludmilla, sowie den Stifter des
Bildes, Ozko von Wlassim, Erzbischof von Prag, vorstellt. Die
Köpfe der heiligen Personen sind hier von besonders edler Bildung
und reinem Ausdruck. Die Bildnisse überraschen für die Zeit des
Bildes, 1375, durch die Ausbildung der Individualität. Eine Kreuzi-
gung, mit Maria und Johannes zu den Seiten, ursprünglich eben-
falls auf dem Karlstein, jetzt in der Kaiserlichen Gallerie zu Wien,
ist ein etwas schwächeres Werk von ihm, welches dort von van
Mechel, dem bekannten Verfasser des Katalogs jener Sammlung un-
ter Joseph II., ganz willkürlich dem Nicolaus Wurmser beigemessen
worden. Ein Altarbild in der Kirche von Mühlhausen in der Nähe
von Oannstatt in Schwaben, rührt sicher von einem ziemlich mässi-
gen Nachfolger des Theodorich her. 1
Sonst lassen sich in den Malereien auf dem Karlstein bestimmt
n0ch_ vier Hände unterscheiden. Tommaso da. Modena, die eine
derselben, von welcher die Ueberreste eines Altarbildes in mehreren
Stücken herrühren, geht uns, als der italienischen Schule angehörig,
nur in so fern näher an, als sich ein sehr entschiedener Einfluss
desselben auf zwei der anderen, sowohl in der Bildung der Köpfe,
als auch sonst wahrnehmen lässt. Von der zweiten Hand rühren
folgende Malereien her. In der Marienkirche Vorgänge aus der
Apocalypse. Maria, als das geiiügelte Weib mit dem Kinde, sehr
grossartig und edel aufgefasst. Maria, noch feiner und schöner, von
dem trefflich erfundenen siebenköpiigen Drachen verfolgt. Eine an-
dere grosse, mir nicht deutliche Vorstellung, wohl die Verehrung
des Autichrists. In der Kreuzkirche. Aus der Apocalypse. Gott Vater
in der Mandorla thronend von Chören von Engeln umgeben, in
der einen Hand die sieben Sterne, in der anderen das Buch mit
sieben Siegeln. Das Lamm, von den 24 Aeltesten verehrt. Die
Verkündigung, die Heimsuchung, die Anbetung der heiligen drei
Könige, Christus bei Martha und Maria, die Fusssalbung, Christus
als Gärtner, die Erweckung des Lazarus. Diese meist sehr verdor-
benen Bilder (ob von Wurmser?) zeigen einen Meister von reicher
Erflndungskraft, feinem Gefühl für Composition und Schönheit und
sehr geschickter Behandlung. Von der dritten Hand sind in der
Marienkirche: Kaiser Karl IV. übergiebt seiner Gemahlin Blanka
das Kreuz, welches er in Rom vom Pabst erhalten hatte. Derselbe,-
1 Näheres Kunstwerke und Künstler in Deutschland-
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