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Kapitel.
sehr günstiges Zeugniss ab. Die Maler, welche der Kaiser beson-
ders beschäftigte, sind: Theodorieh vonPrag, Nicolaus WVurm-
ser von Strassburg und Kunze. Der Hauptplatz ihrer Thätigkeit
war die Burg Karlstein in der Nähe von Prag, der Lieblings-
aufenthalt des Kaisers. Was jedem von den daselbst in der Marien-
kirche, in der Katharinenlzapelle und der Kirche zum heiligen Kreuz
oder Königskapelle noch vorhandenen Bildern beizumessen, ist
bei der Unbestimmtheit der Nachrichten und den verschiedenen Re-
staurationen, welche über dieselben ergangen, äusserst schwierig.
Den Ausgangspunkt müssen die Bilder, welche allgemein dem Theo-
dorich von Prag beigemessen werden, gewähren. Dieses sind 125
halbe, iiberlebensgrosse Figuren von Heiligen, Kirchenlehrern und
Regenten, welche in Tempera auf Holztafeln ausgeführt, die Wände
der Kreuzkirche schmücken. Sie verrathen einen tüchtigen Meister
in den zu Eingang dieser Epoche angegebenen Kunstformen. In
den Köpfen der Männer, worin sich zwei Typen etwas einfönnig
wiederholen, sieht man ein, meist von einem günstigen Erfolg ge-
kröntes Bestreben nach Ernst und Würde. Nur erscheinen die For-
men etwas breit und plump und in den stark ausgeladenen Nasen
mit breitem Rücken erkennt man eine böhmische Localbildung. Die
weiblichen Köpfe sind dagegen von edler und feiner Bildung. Cha-
rakteristisch für diese böhmische Schule sind die weit geöffneten
Augen. Die Motive der Figuren sind meist gut, die Hände von völ-
ligen Formen, und gut bewegt, die Gewänder in dem bekannten
Geschmack von breiten, in gebrochenen Farben weich modellirten
Falten. In dem Oolorit der Köpfe ist eine gewisse Abwechselung
wahrzunehmen. Einige sind zartröthlich, andere warm colorirt.
In den Halbtönen und Schatten waltct' ein helles Grau vor. Das
Verschmolzene der Behandlung artet öfter in Verblasenheit aus.
In Nebensachen erkennt man häufig ein glückliches Streben nach
Naturwahrheit, so in dem Schreibepult, Büchergestelle und den Fe-
dern auf dem Bilde des h. Ambrosius, welches sich, zu derselben
Reihe gehörig, jetzt, mit dem h. Augustinus, in der Kaiserlichen
Gallerie zu Wien befindet, während zwei andere in die Universitäts-
bibliothek zu Prag gewandert sind. Mit diesen Bildern stimmt sehr
wohl überein ein Altarblatt in der ständischen Gallerie zu Prag,
aus der Probstei Raunitz an der Elbe, welches oben die Maria mit
dem Kinde von Kaiser Karl IV. und seinem Sohn Wanze] verehrt,
und die Heiligen Sigismund und Wenzel, unten die Patrone von