52
Buch.
Kapitel.
della Robbia nichts nachgeben. -Die Kreuzigung Bl. 111 a. Obwohl
der Christus hier zu lang, ist doch die ganze Auffassung sehr edel,
der Schmerz in der ohnmächtigen lNIaria ebenso tief als schön aus-
gedrückt. Endlich die das Kind nährende Maria, Bl. 123 a. 1
In der Zeit nur um einige Jahre später, in der Kunst nicht ge-
ringer, sind die Miniaturen in einem anderen Gebetbuch im briti-
schen Museum (AdditNo. 16997), welche von einem niederländi-
schen Maler herrühren. Besonders ausgezeichnet sind: die Verkün-
(ligung, wobei vornehmlich drei singende Engel einen hohen Grad
von Ausbildung der Kunst zeigen, die Anbetung der Hirten, die
Ausgiessung des heiligen Geistes, alle Heiligen, die heil. Jungfrau
lesend, die vier Kirchenväter, die beiden Johannes, die Messe, ganz
besonders aber die Kreuzigung und die Himmelfahrt Mariä, welche
in der Anordnung, wie in der Art der Ausbildung einen grossen
Künstler verrathen. 2
Ein anderes, ebenfalls im britischen Museum befindliches
Manuscript, die Gedichte der Christine von Pisan (Harleian. N0. 4431),
enthält verschiedene, sehr gute Bilder von niederländischen Künst-
lern, welche als Beispiel der Auffassung weltlicher und der Mytho-
logie der Alten entlehnten Gegenstände, sehr merkwürdig sind.
Solche sind ein hübsches junges Mädchen, welches vor einem Mann
knieet, die Hochzeit des Peleus, wo das Mahl an drei Tischen von
der Form der Zeit stattfindet. 3
Glücklicherweise haben sich indess auch einige kirchliche Bilder
erhalten, welche, wenn sie auch mit Ausnahme des letzten, oifen-
bar nicht auf der Höhe ihrer Zeit stehen, wenigstens eine Vorstellung
der Malerei in grösserem Maassstabe erwecken.
Das eine, ursprünglich für das Versammlungszimmer der Gerber
in Brügge gemalt, befindet sich jetzt in einem Nebenraum der Ka-
thedrale daselbst. Es stellt in Figuren von etwa Qfa Lebensgrösse
die Kreuzigung dar. Christus, eine zwar lange und magere, doch
nicht schlecht gezeichnete Figur, ist bereits verschieden. Zur Rech-
ten Johannes und die von zwei heiligen Frauen unterstützte ohn-
mächtige Maria, von sehr edler Bildung. Zur Linken von gewalt-
samem, doch etwas ungeschickten Motiv der Hauptmann in silberner
Rüstung, ein Kriegsknecht, ein Priester und ein Mönch. Ganz zu
den Seiten in Nischen die Heiligen Catharina und Barbara. Der
1 Näheres darüber in d. Trensures u. s. w. Th. III. S. '75 ff.
über in dems. Werk Th. I. S. 125. 3 Näheres darüber ebenda S,
2 Näheres dar-
126 f.