44
Buch.
Kapitel.
für den Landgrafen Heinrich von Hessen geschriebene lilannscript
des Ritterromans Wilhelm von Oranse in der öffentlichen Bibliothek
zu Cassel. Die kirchlichen Gegenstände, z. B. der thronende Chri-
stus, mit den Zeichen der vier Evangelisten in den Ecken, sind
noch nach der Tradition von streng symmetrischer Anordnung, die
profanen aber sehr dramatisch. Ausser den meist, wie die beifol-
gende Abbildung beweist (Fig. 11), sehr sprechenden Gebährden
Fig 11 finden sich auch einige glückliche Versuche
in den Gesichtern geistige Affekte auszu-
drücken. Die technische Ausführung ist
gute dabei ungleich sorgfältiger und feiner, als
g; in dem manessischen Codex. Indess lassen
.1 sich auch hier zwei Hände unterscheiden.
Zu Ende sind die Bilder unfertig geblieben.
Ein Beispiel, wie auch gleichzeitige Be-
gebenheiten behandelt worden sind, ge-
währen die Miniaturen in einem auf Trier
i bezüglichen, von dem Erzbischof Balduin
, (reg. von 1307-1354) veranlassten Urkun-
Tf dcnbuch, welches jetzt im Archiv von Cob-
lenz aufbewahrt wird. Diese belinden
sich zu Anfang auf 37 Blättern, deren
jede Seite zwei Vorstellungen übereinander
1, enthält. Nur die letzte Seite wird von
, l i einemBilde, dem todtenKaiserl-Ieinrich VIL,
von drei Engeln umgeben, eingenommen.
' 1' Auf den Römerzug dieses Kaisers, eines
Bruders von Balduin, und nächstdem auf
seine eigne Geschichte, beziehen sich die
meisten Bilder, welche, bis auf zwei, in
j leicht angetuschten Zeichnungen bestehen.
Miniatuvbild aus einem Anm Jene zwei, in Guaschfarben ausgeführten
Phommmll i" Coblenz- Bilder stellen eine Schlacht und die Klage
über den todt ausgestreckten Kaiser Heinrich VH. vor. Einige Vorstel-
lungen, z. B. ein Turnier auf Blatt 35, sind von einer ausserordent-
liehen Lebendigkeit. Da ausser der sehr sprechenden Handhabung
der Gebährden sich schon öfter eine glückliche Individualisirung
und Ausdruck in den- Köpfen findet, wofür ich hier nur ein Profil
in jener Klage um den Kaiser anführen will, und die Falten der Ge-