Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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Buch. 
Kapitel. 
für den Landgrafen Heinrich von Hessen geschriebene lilannscript 
des Ritterromans Wilhelm von Oranse in der öffentlichen Bibliothek 
zu Cassel. Die kirchlichen Gegenstände, z. B. der thronende Chri- 
stus, mit den Zeichen der vier Evangelisten in den Ecken, sind 
noch nach der Tradition von streng symmetrischer Anordnung, die 
profanen aber sehr dramatisch. Ausser den meist, wie die beifol- 
gende Abbildung beweist (Fig. 11), sehr sprechenden Gebährden 
Fig 11 finden sich auch einige glückliche Versuche 
in den Gesichtern geistige Affekte auszu- 
 drücken. Die technische Ausführung ist 
gute  dabei ungleich sorgfältiger und feiner, als 
 g; in dem manessischen Codex. Indess lassen 
.1 sich auch hier zwei Hände unterscheiden. 
 Zu Ende sind die Bilder unfertig geblieben. 
  Ein Beispiel, wie auch gleichzeitige Be- 
  gebenheiten behandelt worden sind, ge- 
währen die Miniaturen in einem auf Trier 
i  bezüglichen, von dem Erzbischof Balduin 
   , (reg. von 1307-1354) veranlassten Urkun- 
Tf dcnbuch, welches jetzt im Archiv von Cob- 
   lenz aufbewahrt wird. Diese belinden 
  sich zu Anfang auf 37 Blättern, deren 
   jede Seite zwei Vorstellungen übereinander 
1, enthält. Nur die letzte Seite wird von 
, l  i einemBilde, dem todtenKaiserl-Ieinrich VIL, 
von drei Engeln umgeben, eingenommen. 
' 1'  Auf den Römerzug dieses Kaisers, eines 
Bruders von Balduin, und nächstdem auf 
seine eigne Geschichte, beziehen sich die 
 meisten Bilder, welche, bis auf zwei, in 
j  leicht angetuschten Zeichnungen bestehen. 
Miniatuvbild aus einem Anm Jene zwei, in Guaschfarben ausgeführten 
Phommmll i" Coblenz- Bilder stellen eine Schlacht und die Klage 
über den todt ausgestreckten Kaiser Heinrich VH. vor. Einige Vorstel- 
lungen, z. B. ein Turnier auf Blatt 35, sind von einer ausserordent- 
liehen Lebendigkeit. Da ausser der sehr sprechenden Handhabung 
der Gebährden sich schon öfter eine glückliche Individualisirung 
und Ausdruck in den- Köpfen findet, wofür ich hier nur ein Profil 
in jener Klage um den Kaiser anführen will, und die Falten der Ge-
	        
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