Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Erstes 
Kapitel 
VOD 
1250- 
1350. 
worin das Malen sich wesentlich auf die Illumination 
gezeichneter Umrisse beschränkt. 
Die Epoche, 
Die Malerei dieser Epoche zeigt zwar insofern einen Fortschritt 
im Vergleich zur vorigen, dass sie die byzantinischen Vorbilder zum 
Theil, die byzantinische Art der Färbung und Behandlung ganz 
aufgebend, nach einer, grösseren Selbständigkeit strebt. Wie es 
aber zu geschehen pfiegt, dass es eine längere Zeit dauert, bevor 
eine neue Weise zu einer höheren Ausbildung gelangt, so stehen 
die Bilder dieser Epoche, welche als eine des Uebergangs zu be- 
trachten ist, den Bildern der vorigen an Kunstwerth entschieden nach. 
In den früheren Malereien derselben findet man in den Motiven 
noch ein Gemisch der Vorbilder romanischer und gothischer Sculp- 
turen, in der späteren aber herrschen ausschliesslich die der letz- 
teren. Die Stellungen haben etwas conventionell Gewundenes, 
welches oft ein unschönes Hervorstrecken des Leibes veranlasst. 
Ein ähnliches Verhältniss lässt sich auch in der Behandlung der 
Gewänder nachweisen. Diese sind in der früheren Zeit in den 
Falten zwar mehr ausgeladen, als in der vorigen Epoche, halten 
aber noch die Tendenz zum Parallellen fest. In der späteren aber 
erhalten sie eine mehr geschwungene Form mit weit abstehenden 
und oft mageren Rippen, oder Höhen, der Falten. Dazu kommt, 
dass selbst bei der Darstellung Gottvaters, Christi, der Maria, oft 
das antike, durch eine lange Tradition geheiligte Kostüm nicht 
mehr beobachtet wird. Dessgleichen werden auch von jetzt an die 
Engel über ihrer bisherigen langen Tunica noch mit einem Mantel 
bekleidet. Die Köpfe sind meist noch von typischer Bildung, welche 
in der früheren Zeit in einem oben breiten, unten schmächtigen 
Oval, weitgeöHneten Augen, schmaler und spitzer Nase und ziemlich 
grossern, meist in den Winkeln etwas herabgezogenem Munde be- 
steht, während in der späteren das Oval von grösserer Fülle, die 
Nase kurz und der Mund klein ist. Gemeinheit und Rohheit der 
körperlichen Bildung wird auch in dieser Epoche meist durch Ka- 
rikaturen mit grossen, krummen Nasen, geistige Verwerflichkeif 
durch ein verzerrtes Lächeln, Schmerz vornehmlich durch das Her- 
abziehen der Mundwinkel ausgedrückt. Gelegentlich zeigt sich aber 
schon das Bestreben nach individuellen Zügen. In dem Kolorit
	        
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