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Buch.
Kapitel.
Ein höchst bedeutendes, etwa gegen 1200 ausgeführtes Denkmal
sind die Malereien, welche die Holzdecke der St. Miehaelskirche zu
Hildesheim in ihrer ganzen, gegen 100 Fuss betragenden Länge
einnehmen. Sie zerfallen in drei Reihen. In der mittleren befinden
sich Adam und Eva, Abraham, vier Könige von Israel, endlich
Moses und Maria, von welcher hier eine Abbildung (Fig. 9), zu
den Seiten, darauf bezüglich, Patriarchen, Propheten und Heilige.
Sowohl diese Figuren von streng architektonischer Anordnung, als
die sie umgebenden Verzierungen, stehen auf einer höchst acht-
baren Stufe der Kunst und machen in den Farben einen harmoni-
schen, in der Gesammtheit hellen Eindruck. l
Nicht minder wichtig, aber leider durch eine nngeschickte Re-
stauration ihres ursprünglichen Charakters grossentheils beraubt, sind
die Malereien im Chor und im linken Flügel des Kreuzschiffes des
Doms zu Braunschweig. An den Wänden des Chors findet sich
in überlebensgrossen Figuren in sinnreicher Zusammenstellung, das
Opfer von Kain und Abel, der Todschlag des Kain, und, in der
bekannten Bedeutung der Erlösung von der Erbsünde durch den
Opfertod Christi, das Opfer des Isaak, Moses dem Gott Vater im
feurigen Busch erscheint, und die Errichtung der eheruen Schlange.
An dem Gewölbe tritt uns in der Darstellung der Wurzel Jesse
das Werk der Erlösung noch näher. An der Kuppel vor dem Chor
ist der neue Bund in dem Lamm, Vorgängen aus dem Leben
Christi von der Geburt bis zum Pfingstfest, und den zwölf Aposteln
dargestellt. Doch auch hicrAfehlt in acht Propheten die Beziehung
aus dem alten Testamente nicht. Im Kreuzesschiff sieht man von
besserer Hand, am Gewölbe, überlebensgross, throncnd Christus
und Maria, zwei kolossale Engel und die 24 Aeltesten aus der
Apokalypse, auf der Wand nach Osten, Christus in der Vorhölle
und seine Himmelfahrt, gegenüber, in der bekannten Beziehung
auf das jüngste Gericht, die fünf klugen und die fünf thöiichten
Jungfrauen. Nach dem rein romanischen Charakter der Bilder,
wie der Verzierungen, sind sie gewiss vor dem Jahr 1250 ausge-
führt worden. Der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts möchte
nach Kuglers Bericht die grosse Maria in der Chemische des Klo-
sters Neuwerk zu Goslar angehören. Als Himmelskönigin, mit
1 Eine vortreffliche Abbildung hievon
Kramer in Berlin, mit einem Text von Dr.
in Chromoiithograph:
Krautz.
bei Storch und