Byzantinisch-romanische Epoche.
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Würde, aber auch starke Bewegungen, wie bei den von Christus
aus dem Tempel Vertriebenen, sind von vieler Lebendigkeit. Ein-
Beispiel davon Fig. 8.
. Von ungemeiner Bedeutung sind einige Wandmalereien in dem
benachbarten Westphalen, von denen zuerst Wilhelm Lübke in
seinem schon erwähnten musterhaften Werk über die Kunst in
Westphalen nähere Rechenschaft gegeben hat.' Ein Theil der-
selben befindet sich in dem Chor der Nicolaikapelle zu Soest. Sie
stellen den Heiland, die vier Evangelisten und die zwölf Apostel
in lebensgrossen Figuren dar. In diesen Malereien, welche Lübke
aus der ersten Zeit des 13. Jahrhunderts hält, welchem Urtheil ich,
nach den von ihm gegebenen Abbildungen von zwei Aposteln und
dem heil. Nicolaus, Tafel XXVIII. und XXIX. des Atlasses, durchs
aus beipiiichte, findet derselbe „eine Macht der Erscheinung, eine-
Lebensfülle, eine bei aller statuarischen Ruhe doch tief begründete,
fein nüancirte Bewegung, die nur einer wunderbaren Verschmel-
zung realen und idealen Sinnes, die nur dem Höhenpunkt einer
vorhergegangenen langen Entwicklungsreihe zuzuschreiben ist? Auch
entsprechen diesem Ausspruch die edlen Gestalten, mit den reich.
und einsichtig motivirten Gewändern, den sehr bestimmt charakte-
risirten Köpfen sehr wohl.
Fast noch merkwürdiger sind die, welche derselbe Kunstfor-
scher in der Kirche von Methler, einem Dorfe in der Nähe von
Dortmund, von der weissen Tünche befreit hat, insofern sie, nicht
blos die drei Absiden, sondern auch die Wände der Seitensohiife
bedeckend, und mit reichen Verzierungen in Gold geschmückt, ein
Beispiel gewähren, welch ein Aufwand von Kunst in jener Zeit
selbst in einer Kirche dieser Art gemacht worden ist. Auch hier
theile ich nach den Abbildungen auf Tafel XXX. ganz die Ansicht"
des Verfassers, dass sie etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts an-
gehören möchten. Sie übertreffen die vorher erwähnten fast noch
in der Grossartigkeit der Auffassung der Charaktere, stehen ihnen
indess an Feinheit der. Ausbildung des Einzelnen nach, obwohl sich
hier eine bei jenen fehlende Angabe von Schatten vorfindet. Ausser
den Aposteln sind hier noch Johannes der Täufer, eine sehr statt-
liche, auch auf jener Tafel wiedergegebene Figur, die Verkündi-
gung und einzelne Heilige vorhanden.
1 Siehe S.
322 ff.