Byznntinisch-romnnische Epoche.
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dieselben in eigenthümlicher Weise zu beleben, wobei sich öfter
Gefühl für Schönheit und Grazie ausspricht, und statt der byzantini-
schen Magerkeit eine gewisse Fülle der Gesichtsformen eintritt. Nur
bei gewissen Vorstellungen, z. B. der Kreuzigung, wurde die nicht
glückliche Auffassung der späteren byzantinischen Kunst häufig fest-
gehalten. Für die Gewänder mit engem Faltenwesen, für das Dra-
matische, ja öfter Gewaltsame der Motive, übten die an und in den
Gebäuden des romanischen Styls befindlichen Sculpturen einen star-
ken Einfluss aus. In den Köpfen ist ein Typus von sehr anspre-
chender Form ziemlich gemeinsam. Das Oval ist von ansehnlicher
Fülle mit breiten Backenknochcn, die Augen, mit kühn geschwun-
genen Brauen, gross und weit geöffnet, die Nasen kräftig ausgela-
den, mit breitem Rücken und, bis zur etwas gebogenen Spitze, grade,
der Mund klein 11nd wohlgebildet. Innerhalb dieses Typus findet
indess doch durch manche Moditicationen, z. B. durch die Art, wie
Haar und Bart behandelt sind, eine sehr bestimmte Charakteristik
statt. Für Christus, für Petrus und Paulus wird die traditionelle
Form festgehalten. Die aus dem Leben genommenen Züge, womit
besonders geistige Verwerflichkeit und Gemeinheit ausgedrückt sind,
werden hier noch mannigfaltiger. Wiewohl auch die Köpfe häufig schon
einen bestimmten Ausdruck haben, so werden die geistigen Alfecte
doch vornehmlich durch die mit grossem Erfolg ausgebildeten Ge-
berden verdeutlicht. Die Anwendung des Zeitkostüms wird noch
allgemeiner, und kommt gelegentlich sogar bei den Aposteln vor.
1m Allgemeinen, aber namentlich wo das antike Kostüm beibehalten
ist, werden die Gewandfalten breiter und reicher und gelangen zu
einer sehr stylgemässen, durch die Stellungen und Bewegungen der
Körper bedingten Ausbildung. Die Behandlung, vorzugsweise in
Leimfarhen, wurde endlich zu einer ausserordeutlichen Meisterschaft
und Präcision ausgebildet. Bis gegen das Jahr i2li0 sind die Far-
ben in der Regel, gleich den meisten byzantinischen Malereien,
welche zu Vorbildern dienten, sehr gegen das Helle gebrochen, von
da ab aber werden sie, wie die späteren byzantinischen Bilder, kräf-
tig, ja häufig dunkel. Statt der bisherigen farbigen Hintergründe
tritt jetzt mehr und mehr der Goldgrund ein. In dem Vorwalten
bestimmter, meist schwarzer Umrisse, in dem Vertreiben der Farben
ineinander erkennt man ein neues Element. Noch eigenthümlieher
und unabhängiger spricht sich die germanische Kunstweise in den
Waagen, Hnnilb. d. Malerei. I. 2