Zweites
Kapitel
VOIl
1150-
1250.
B yzantinisch
Epoche.
romanische
Etwa von der Mitte des 12. Jahrhunderts tritt aber in Deutsch-
land und den Niederlanden, wie in allen Künsten, so auch in der
Malerei ein entschiedener Aufschwung ein, welcher bis zur Mitte des
13. ununterbrochen anhält. Aus den Händen der Klostergeistliehen
geht sie allmählig in die Hände der Laien über. Der kirchliche
Bilderkreis wurde ausserordentlieh erweitert und jene Gegeneinan-
derstellung von Gegenständen des neuen mit denen des alten Testa-
ments erst völlig ausgebildet. In der schriftlichen Bearbeitung der
verschiedenen Sagcnkreise von Karl dem Grossen, Artus lmd der
Tafelrunde, wie der Niebelungen, gelangte in dieser Epoche der ro-
mantische Geist erst zum Ausdruck seiner Eigenthümlichkeit und
wurde ebenfalls in den Kreis der malerischen Darstellung gezogen.
Hiebei wurde die ganze Erscheinung des Lebens, Rüstungen, Waf-
fen, Trachten dier Ritter und Edelfraixen, aus der unmittelbaren
Umgebung genommen. Neben der phantastischen Sinnesweise, welche
sich in kirchlichen Malereien besonders durch die sehr häufige bild-
liche Behandlung der Apoealypse ätusserte, fand auch die humori-
stische Sinnesart in den grotesken Sculpturen der romanischen Kir-
chen, wie in den scherzhaften Vorstellungen in manchen Räumen
der Klöster, 1 so wie in den Miniaturen einen reichen künstlerischen
Ausdruck. Die für jeden Monat des Jahrs übliche Beschäftigung
gab in den mehr und mehr von der Malerei behandelten Kalendern
auch Veranlassung zu Darstellungen aus dem täglichen Leben. End-
lich wurde selbst die Darstellung von Thieren sehr beliebt, bald als
Illustrationen der Naturgeschichte des Aristoteles, bald der Schriften
über die so vielfach ausgeübte Jagd, besonders der Falkenjagd. Für
die Art der Auffassung in dem kirchlichen Bilderkreise blieb auch
in dieser Epoche die byzantinische Malerei von sehr grossem Ein-
fluss, indess in einer ganz anderen IWeise, als in der früheren Zeit.
Die Maler erkannten nämlich in den vertrockneten Gestalten der-
selben das Treitfliche der ursprünglichen Erfindungen, und wussten
1 Dieses geht
I. S. 545.
aus den Klagen
des h
Bernhard hervor.
Siehe dessen Werke