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Bucl
Kapi
wichtigsten llrlanuseripte aus dieser Zeit. Die Verzierungen der Rän-
der und Initialen zeigen noch sehr die Kunstweise des 11. Jahrhun-
derts. Ich kann hier von den zahlreichen Bildern nur einige in
etwas nähere Betrachtung ziehen. Auf Bl. 2 a. ist in der Mitte in
einem Rund Maria mit dem Kinde dargestellt, welches die unten
knieende, das Buch darreichende Aebtissin des Klosters nach dem
Ritus der römischen Kirche segnet. Ihr Kopf zeigt keine Spur von
Individualität. Ausserdem noch andere Verehrende. Das nächste
Bild (B1. 3 a.) stellt in der Auffassungsart der Zeit den Triumph
des Lebens und den Sieg über den Tod durch den Kreuzestod
Christi dar. In der Mitte der Heiland im Mosaikentypus mit län-
gerem Bart als gewöhnlich und von langem Verhältniss, an einem
grossen goldnen Kreuz mit einem Purpurrock bekleidet. Rechts
davon "Vita" als-eine Frau im hellblauen Rock und Rosamantel
emporsehauend und die Hände noch nach der antiken Weise empor-
streckend, links „Mors" als bleicher Mann mit struppigem Haar, in
gekrümmter Stellung, in den Händen eine goldne Sichel und Lanze,
welche beide zerbrochen, das Gesicht halb verhüllt, und von einem
Drachenkopf, ,worin ein vom Kreuz ausgehender Zweig endet, in
einen Arm gebissen. Oben Sonne und Mond als zwei halbe Figuren
im Begriff sich zu verhüllen. In zwei Halbkreisen, welche an den
Seiten des Bildes ausgeladen sind, rechts das neue Testament, eine
weibliche, gekrönte Gestalt mit der Siegesfahne und dem Kelch
des Abendmahls, links das alte Testament, ein Mann, welcher das
Gesicht in- der Einfassung des Bildes verbirgt, in den Händen
Opfermesser und Gesetzesrolle. Unten verschiedene, bei dem Tode
Christi aus den Gräbern erstandene Heilige, links der Tempel
Salomds, an welchem der Vorhang zerreisst. Dieser folgt noch
eine andere Vorstellung von symbolisch-allegorischem Inhalt. Bei
den vier Evangelisten ist ausser ihren gewöhnlichen Symbolen über
ihren Häuptern, unter ihnen je einer der vier Paradiesesiiüsse, noch
in der antiken menschlichen Form wahrzunehmen. Nur zwei rothe
Hörner sind ein späterer Zusatz, ebenso wie das Motiv, dass Q8011
bei dem Matthäus sein Gefäss über eine blühende Piianze ausgiesst.
Sehr merkwürdig ist noch die Seite, worauf die Geburt Christi. In
dem quadraten Felde einer Ecke sieht man den Kaiser Augustus
in kurzer blauer Tunica, Purpurmantel und flachen goldnen Reifen
als Krone, wie er einem jungen Schreiber das Edikt wegen der
Schatzung diktirt, welches Veranlassung der Wanderung von Maria