Altchristlich-byzautiniqche Epoche.
Eins der wichtigsten unter diesen Manuseripten ist ein Missale,
welches der Kaiser Heinrich H. bei Gelegenheit seiner Krönung im
Jahr 1002 dem Domeapitel zu Bamberg verehrt hat, (Schublade B.
N0. 7 der Münchener Bibliothek), ein starker Folioband. Schon
die Krönung dieses Kaisers (Bl. 11 a) ist ein stattliches Bild, noch
gelungener in der Ausführung ist indess der thronende Kaiser mit
verschiedenen Personen auf der folgenden Seite. Zeigen schon diese
byzantinischen Einiiuss, so hat vollends das nächste, im Kopf beson-
ders lieissige Bild, welches den heiligen Gregor darstellt, die auf-
fallendste Aehnliehkeit mit gleichzeitigen byzantinischen Miniaturen.
Dagegen ist die Kreuzigung (Bl. 15 a) von einer ungleich roheren
und in den Farben grellen Hand, welche keinen fremden Einiiuss
verräth. In diesem Codex kommt auch das iilteste, mir bekannte
Beispiel des in späterer Zeit so häuügen Schaehbrettgrundes vor.
Das an Bildern reichste und interessanteste Manuseript ist in-
dess ein von demselben Kaiser, bei derselben Gelegenheit, demsel-
ben Kapitel geschenktes Evangeliarium (Schublade B. N0. 4 dersel-
ben Bibliothek). Schon die Canones sind sehr reich und geschmack-
voll verziert. Hier linden sich als Verzierungen allerlei Thiere, z. B.
Hähne, Füchse, welche Tauben fressen, Pfauen, Löwen, Panther;
auch Vorgänge aus dem täglichen Leben, z. B. ein Mann, der sich
an einem Feuer wärmt, ein Zimmermann, welcher ein Brett schlich-
tet. Merkwürdig sind auch die Personificationen verschiedener Län-
der und Städte im antiken Kostüm und mit Kronen, z. B., wie aus
den Beischriften erhellt, Roma, Gallia, Germania, Sclovinia, welche
dem auf der Seite gegenüber thronenden Kaiser huldigend ihre Ga-
ben darreichen. Bei der Anbetung der Hirten, einem Theil des
Bildes B1. 28 a weisen sowohl sie, als die Thiere ihrer Heerden
auf eine recht lebendige Naturbeobaehtung. Bei der Versuchung
Christi (Bl. 32 b) sind die Teufel, bis auf die Flügel, noch von
rein menschlicher Bildung und recht gut bewegt. Auch der Tanz
der Salome vor Herodes ist kühn und gut dargestellt, ja ihr und
einiger anderen Köpfe haben etwas Individuelles. In der Anordnung
und den Motiven zeichnet sich die Darstelhuig Christi, welcher den
Aposteln die Füsse wäscht, besonders aus. Merkwürdig ist, dass
hier, bei dem übrigens so verwaltenden byzantinischen Einiluss, die
Kreuzigung in der für die abendländische Kirche charakteristischen
Weise aufgefasst ist. Christus ist hier nämlich nicht bereits ver-
schieden und mit ausgesenktem Körper, sondern lebend und in auf-