Epoche von 1530 bis 1600.
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Kinde, von einem Herzog von Cleve verehrt, im Museum zu
Berlin, N0. 639, ein Beispiel. Nachmals aber bemühte er sich
in jeder Weise die italienische Kunst etwa in der Form des Marten
van Heemskerk nachzuahmen, und verfiel dabei in Kälte und
Gleichgültigkeit der Köpfe, geschmacklose Motive, kalte und fahle
Farben und flüchtige Behandlung. Selbst die Portraits aus dieser
Zeit leiden wenigstens an den beiden letzten Eigenschaften. Die
Anzahl von Bildern dieser Art ist, sowohl in der Pinakothek, wo
sie indess, wie schon bemerkt, mit Ausnahme von zweien (N0. 76,
80), sämmtlich den irrigen Namen des M. van Heemskerk tragen,
als im Museum zu Köln, sehr ansehnlich.
In Westphalen begegnen wir in Münster der Familie tom
Ring. Ludger der ältere hält sich in seinem Hauptbilde vom
Jahr 1538 in der Sammlung des westphälischen Kunstvereins zu
Münster noch entschieden zur altdeutschen Schule. Es stellt die
Fürbitte von Christus und Maria bei Gottvater dar, welcher, von
Engeln umringt, die sündige Welt zerschmettern will. Es ist von
würdigem, aber strengem Gefühl und tüchtiger Ausführung. Sein
Sohn, Hermann tom Ring, zeigt dagegen in seinem Hauptwerk,
der Auferweckung des Lazarus vom Jahr 1546 im Dom von Münster,
in einigen Stücken schon italienischen Einfluss. Von diesem zeugt
die Architektur mit den recht gut gemachten, weissen Büsten. Die
Köpfe von portraitartigem Charakter sind nicht bedeutend, die
Motive haben etwas Manierirtes. Besonders lebendig ist das Bildniss
des Stifters. Martha und Maria haben das Ansehen von Nonnen.
Die Färbung ist bunt, doch das Helldunkel gut beobachtet und
das Machwerk, zumal in den Nebensachen, sehr gut. In späteren
Bildern erscheint er indess als ein schwacher Maler in der Weise
des Frans Floris. Dessen Sohn, Ludger tom Ring der jüngere,
wandte sich dagegen, wie so viele Niederländer, entschieden der
Nachahmung der Wirklichkeit im Einzelnen zu, so dass seine
Bilder aus der heiligen Geschichte dieser fast nur noch dem Namen
nach angehören. Der Art ist eine Hochzeit zu Cana vom Jahr 1562
im Museum zu Berlin (N0. 708), welche nichts als ein grosses
Küchenstück mit vielen, sehr geschickt gemachten Einzelheiten ist,
dem es indess gänzlich an Linienperspektive, wie an Haltung, fehlt,
während der eigentliche Gegenstand genreartig in einer Ecke des
Hintergrundes abgefunden ist.
In Nürnberg war gleichzeitig Virgilius Solis, geboren 1514,