Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Bucl 
Kapitel. 
verzierten Litanei befindlichen Vorstellungen aus dem alten und dem 
neuen Testament, zeichnen sich besonders ein Christus in jugend- 
lichem Typus und der den Psalter spielende David aus. In Rück- 
sicht der Initialen ist dieses das reichste und praehtvollste Denk- 
mal deutscher Kunst, welches ich kenne, und welches sich würdig 
jenen Bibeln Karl des Kahlen zur Seite stellt. Ungleieh reicher in 
Rücksicht der Bilder ist ein sehr stattlicher Codex eines Ewiange- 
liariums auf der Dombibliothek zu Trier, welcher in den Initialen, 
den Zeichen der Evangelisten, wie in dem Gebrauch mancher Far- 
ben einen sehr starken Einfluss irischer Miniaturen verräth. In 
manchen anderen Verzierungen ist der Einfluss der französischen 
Manuscrilnte von der oben angegebenen Kunstweise sichtbar, in den 
Motiven der Figuren, wie theilweise in der Farbenstimmung, erkennt 
man endlich byzantinischen Einfluss. Ein Thomas, welcher sich 
als Schreiber nennt, hat wahrscheinlich einen Theil, der von ver- 
schiedenen Händen herrührenden, Bilder gemalt. Manches spricht 
dafür, dass auch dieser Codex in der Schule des Klosters von St. 
Gallen ausgeführt worden ist. 
Die Blüthe, welche Deutschland vom Jahr 919 bis 1066 unter 
den sächsischen und den ersten beiden der fränkischen Kaiser 
genoss, lässt sich auch in der einzigen noch vorhandenen Gattung 
von Malereien, den Miniaturen in Manuscrilaten, erkennen. Unter 
den Künstlern dieser Zeit nehmen mehrere Bischöfe eine hervor- 
ragende Stellung ein. Die antiken Vorbilder sind in Guasch nicht 
ohne viel technisches Geschick wiedergegeben; daneben kommen 
schon Züge von eigenthümlichen Erfindungen vor. Häufig, beson- 
de1's in der späteren Zeit, in Folge der Vermählung der griechi- 
schen Prinzessin Theophanu mit dem Kaiser Otto II. im Jahr 972, 
lässt sich ein starker Einfluss byzantinischer Kunst wahrnehmen. 
Besonders charakteristisch für die deutschen Malereien dieser und. 
der folgenden Epochen, ist die häufige Anwendung des Grün, 
welches offenbar ebenso die Lieblingsfarbe der Deutschen gewesen, 
als das Azurblau die der Franzosen. Von der beträchtlichen Zahl 
der aus dieser Epoche noch vorhandenen Manuscripte mit Minia- 
turen kann ich hier nur einige als Belege anführen. Für die 
Schweiz ist ein zu Anfang und Ende unvollständiger Codex (N0. 338 
der Bibliothek von St. Gallen) wichtig, welcher ein Antiphonarilnn, 
ein Sacranientarium und andere kirchliche Ritualschriften enthält. 
In einer Kreuzigung und einer Ausgiessung des heil. Geistes zeigt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.