Altchristli
uh-byzantinischc Epoche.
halten haben, besteht in meist sehr rohen und iiüchtigen Feder-
zeiehnungen, in denen nur in den Gewandmotiven sich Reminis-
cenzen aus der antiken Kunst erhalten haben. Solcher Art sind
die Miniaturen in dem Manuscript aus dem bairischen Kloster
Wessobrunn, vom Jahr 814, in der Bibliothek zu München, worin
sich unter anderen das berühmte Wessobrunner Gebet, eins der
ältesten Denkmäler der deutschen Sprache, befindet. Es enthält
sechszehn kleine, auf die Findung des Kreuzes Christi durch die
heilige Helena bezügliche Vorstellungen. Die in der zweiten Hälfte
des 9. Jahrhunderts von dem Mönche Ottfried aus dem Kloster
Weissenburg im Elsass gemachte Uebersetzung der vicr Evangelien
in deutsche Verse, in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien. Die
zwei, wahrscheinlich von demselben Mönche herrührenden, Bilder,
die Kreuzigung Christi und der Palmsonntag, nehmen jedes eine ganze
Seite ein. Christus hat den jugendlichen Typus und erscheint am
Kreuz aufrecht und lebend. In Maria und Johannes zu den Seiten
des Kreuzes ist der Schmerz durch lebhafte Gebährden gut aus-
gedrückt. Oben sieht man in zwei Runden die halben Figuren von
Sonne und Mond, welche, die Blicke auf Christus gerichtet, im
Begriff sind, ihre Gesichter mit ihren Gewändern zu verhüllen.
Ein drittes Bild, das Abendmahl, rührt von einer späteren, noch
ungleich roheren Hand her, welche auch im zweiteuBilde die
acht Apostel hinzugefügt hat. In Rücksicht der Kunst werden
diese Denkmäler weit durch die Darstellung eines Christus als
Salvator mundi auf S. 369 eines Manuscripts der Bibliothek des
Klosters von St. Gallen (N0. 877), welches die Grammatik des
Donat und andere Schriften ähnlichen Inhalts enthält, übertroffen.
Das Motiv ist frei und edel, das Verhältniss schlank, die Arme
von überraschend guter Zeichnung, die antiken Motive des Ge-
wandcs wohl verstanden. Dieses Bild aus dem 9. Jahrhundert be-
weist, wie früh die Malerschule dieses Klosters zu einer sehr
achtbaren Ausbildung gelangte.
Die zweite Gattung von Bildern in Deutschland besteht aus
meist sehr sorgfältig in Guasch ausgeführten Vorstellungen, in deren
Auffassung sich zwar sehr deutlich antike Vorbilder erkennen lassen,
neben ihnen aber auch, zumal im 10. Jahrhundert, ein starker Ein-
fluss byzantinischer Malerei bemerkbar ist. Das Hauptdenkmal die-
ser Art aus dem 9. Jahrhundert ist ein Psalterium unter Nro. 23-
in der Bibliothek zu St. Gallen. Unter den, innerhalb der reich-