Epoche von 1500 bis 1550
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stellt, Nc. 66, den Eindruck einer Parodie, indem die Figuren in
stattlicher, oberdeutscher Tracht erscheinen. Das andere, sorgfäl-
tiger behandelt, stellt die heilige Anna mit Maria, dem Kinde und
Heiligen in Wolken dar, welche von einer Anzahl Andächtiger ver-
ehrt werden, N0. 67. Beide Bilder zeichnen sich durch die reichen
Landschaften aus. Wie glücklich er auch gelegentlich reichere Com-
positionen aus dem gemeinen Leben behandelte, zeigt eine grosse,
in Oel auf Leinwand gemalte Bauernhochzeit im Besitz der Familie
Manne] in Bern. Ebenda lernt man ihn auch in seinem eignen
Bildniss auf der Stadtbibliothek als tüchtigen Portraitmaler kennen.
Den lebhaften Antheil, welchen er an der Reformation in seinem
Vatorlande nahm, bezeugte er auch gelegentlich durch seine Kunst.
So besitzt Dr. Grrüneisen in Stuttgart eine die Auferstehung
Christi darstellende Zeichnung, worauf anstatt der Kriegsknechte,
sich Priester und Mönche mit ihren Buhlerinnen am Grabe befinden,
irvelche beim Anblick Christi auseinander stieben.
Auch der in Ulm blühende Zweig der schwäbischen Schule,
brachte in dieser Epoche noch einen sehr ausgezeichneten Künstler
hervor, nämlich den Martin Schaffner, welcher etwa von 1499
bis 1335 thätig war. 1 Auch er gehört der realistischen Richtung
an, und geht in seiner früheren Zeit nicht über eine wahre, etwas
gewöhnliche portraitartige Bildung seiner Figuren heraus. Von
dieser Art ist eine Anbetung der heiligen drei Könige in der Moritz-
kapelle zu Nürnberg, N0. 52. Schon ziemlich früh zeigt er viel
Sinn für die Darstellung von Jungfrauen in fröhlicher Unschuld.
Ein Beispiel dieser Art gewähren fünf jugendliche Heilige mit einer
alten im Museum zu Berlin, N0. 1234 a. Später bildete er seinen
Sinn für Schönheit und die feine und edle Darstellung geistiger
Affekte, wahrscheinlich in Folge des Anblicke der Werke des Bor-
gognone in Mailand und Pavia, noch ungleich mehr aus. Die
schönsten Zeugnisse hiefiir bieten vier Bilder vom Jahr 1524 aus
der Praelatur von Wetterhausen in der Pinakothek zu München,
N0. 7, 18, 25, 36. In allen diesen Bildern herrscht im Fleisch
mehr oder minder ein heller, kühler Ton von grosser Feinheit vor,
und gehört auch meist die Gesammtstimmlmg der kühlen Tonleiter
an. In der ganzen Zusammenstellung der Farben gewahrt man
einen entschiedenen Einfluss des Hans Burgkmair. Schaffner war
Vergl.
Grüneiseu und Manch,
Ulms Kunstleben S.
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