Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Buch. 
Kapitel. 
Palast zu Oberingelheim am Rhein war ebenfalls reich mit Wand- 
malereien geschmückt. In der Kapelle befanden sich. Ohne Zweifel 
in strengem Bezug untereinander, Vorgänge aus dem alten und 
dem neuen Testament, in dem Festsaal, ebenso auf einer Wand, 
Begebenheiten aus der vorehristlichen Zeit der Weltgeschichte, als 
von Ninus, Cyrus, Phalaris, Romulus, Hannibal und Alexander, 
auf der Wand gegenüber die Thaten des Constantin, Theodosius, 
der Sieg Carl Martells über die Friesen, Pipins Besitzgreifung 
Aquitaniens, endlich Karls Sieg über die Sachsen, und er als 
Sieger gekrönt, auf dem Thron. Obwohl nun von allen diesen 
Malereien keine Spur mehr vorhanden ist, können wir uns doch 
aus einigen, auf Veranlassung Karls des Grossen in Manuscripten 
ausgeführten Miniaturen nöch einige Vorstellung von der Kunst- 
form machen, worin dieselben ausgeführt gewesen sind. Den Ma- 
lereien religiösen Inhalts haben hienach meist Vorbilder der alt- 
christlichen Kunst zum Grunde gelegen. Da aber solche, in den 
Manuscripten enthaltene Darstellungen in dem Ungeschick und der 
Steifheit der Motive, der Schwäche der Zeichnung, der Buntheit 
der Färbung, gar sehr Künstler einer noch halbbarbarischen Na- 
tion verrathen, so mögen vollends die weltlichen Vorstellungen, wo 
den Malern jene Yorbilder fehlten, und es häuüg auf die Darstel- 
lung sehr lebhafter Bewegungen ankam, ein höchst barbarisches 
Ansehen gehabt haben. Die Behandlung mit dem breiten Aufsetzen 
der Lichter und Schatten auf dem jedesmaligen Mittelton ist ohne 
Zweifel noch, wie in den Miniaturen, ganz die aus der antiken 
Malerei überkommene gewesen. In einigen Theilen, wie in den 
Typus mancher Köpfe, in den kleinlichen und mageren Falten, dem 
Schrafiiren der Gewänder mit Gold, dem grünen Ton der Schatten, 
dem häufigen Gebrauch des Zinnoberrothen und des imgebrochenen 
Blau, mag sich, wie wir dieses in den Miniaturen sehen, ein by- 
zantinischer Einfluss geltend gemacht haben. Jene Manuscripte mit 
Miniaturen aber sind: Ein Evangeliarium in der Kaiserlichen Biblio- 
thek zu Paris, welches die Darstellungen der vier Evangelisten, den 
nach dem Ritus der byzantinischen Kirche segnenden Christus im 
jugendlichen Typus, und den Brunnen des Lebens, als ein acht- 
eckiges Gebäude von Hirschen, Pfauen und anderen Vögeln um- 
geben, enthält. Die Köpfe sind hier von länglichem Oval, die 
Augen gross und weit geöffnet, der Stirnknochen über den Augen 
stark geschwungen, die Nasen oben schmal, unten mit breiten
	        
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