poche von
1500 bis
1550.
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Diese merkwürdige Erscheinung erklärt sich dadurch am Natür-
lichsten, dass Holbein, vwrahrscheinlich im September, bei einem län-
geren Aufenthalt in Antwerpen, die, jenen Bildern auffallend ver-
wandte lllalweise des Quintyn Massys kennen gelernt hatte. Jener,
schon oben angeführte, Brief des Erasmus an seinen Freund Aegy-
dius in Antwerpen ist nämlich vom 29. August datirt, und es heisst
darin, dass, wenn Holbein den Quintyn ltlassys zu besuchen wünsche,
und es ihm an Zeit fehlen sollte, ihn zu ihm zu führen, er ihm
durch seinen lihamulus dessen Haus zeigen lassen könne. Wer aber
möchte zweifeln, dass ein, sich jedes neue Bildungselement so be-
gierig aneignender, Künstler, wie Holbein, diese Gelegenheit nicht
benutzt haben sollte? Einen längeren Aufenthalt in Antwerpen be-
weist schon das höchst lebendige und meisterlich ausgeführte, eben-
falls in Longfordcastle befindliche, Bildniss des Aegydius, wel-
ches, nach seiner ganzen Kunstform, nothwrexidig während dieses
ersten Besuchs von Antwerpen gemalt sein mussß Sehr wahr-
scheinlich hat er nun jene beiden kleinen Bilder, als höchst gelun-
gene Versuche in dieser neuen Manier, seinem Gönner Amerbach,
aus dessen Sammlung sie stammen, nach Basel geschickt. 2 Tho-
mas Morus nahm den Künstler in seinem Hause, welches er sich
in der Nähe von London an der Themse gebaut hatte, freundlich
auf und behielt ihn längere Zeit bei sich, ohne ihn mit seinem
Herrn, Heinrich VIIL, bekannt zu machen. 3 Verschiedene Gründe
hiezu liegen sehr nahe. Er wünschte, wie billig, vor allem für sich
und die Seinen von dem grossen Talent des Künstlers Vortheil zu
ziehen, zunächst aber ihn erst mit der Sitte und der Sprache des
Landes bekannt zu machen, bevor er ihn in die grosse Welt ein-
führte. Sicher malte er aber schon im ersten Jahre seines Aufent-
halts auch andere, wahrscheinlich mit dem Kanzler enger befreun-
dete Personen. Hierzu gehört nach der ganzen, sich seinen letzten
Arbeiten in Basel eng anschliessenden Kunstweise das Bildniss der
Sir Bryan Tuke Miles, Schatzlneistcrs des Königs, wovon es zwei
verschiedene, aber gleich tretfliche Exemplare giebt. Das eine,
welches ich im Jahr 1835, in England in der Sammlung Methuen
in Corshamhouse sahß ist bezeichnet: Brianus Tuke Miles.
1 S. Treasures Th. IV. a. a. Orte. 2 Die Sammlung Ämerbaeh ist der
wichtigste Bestnndtheil des Museums von Beisel. 3 Indess nicht drei Jahre, Wie
vnu Mander a. a. Orte berichtet. 4 Da, später mehrere Bilder dieser Sammlung-
verkauft worden sind, weiss ich nicht, ob sich dasselbe noch dort befindet.