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III.
Buch.
Kapitel.
zelnen naturgemäss ausgebildet hat, obgleich er, soweit mir bekannt,
nicht wie jener, eigentliche Landschaften gemalt hat. Es sind in-
dess in seinem langen Leben zwei Epochen sehr bestimmt zu un-
terscheiden. In der ersten, welche etwa bis zum Jahr 1508 reicht,
schliesst er sich noch der deutschen Kunstform des 15. Jahrhun-
derts an, die Falten seiner Gewänder sind schärfer in den Brüchen,
als bei dem Hans Holbein Vater, er bedient sich noch häufig, so-
wohl in den Gewändern, als Ornamenten, des Goldes. Nur in der
Architektur herrscht schon der italienische Geschmack vor. In der
zweiten macht sich der Einiluss der italienischen Kunst indess auch
in anderen Stücken, der völligeren Formengebung, den Gewändern,
wie der allgemeineren Haltung geltend. Indess behauptet er immer
im Wesentlichen sein deutsches Kunstnaturell, ja in den, nach sei-
.nen Zeichnungen gemachten Holzschnitten, erkennt man sehr deut-
lich den Einfluss des Albrecht Dürer. Ueberdem giebt sich sein
auf das Realistische gerichtete Kunstnaturell gelegentlich in der
sehr gelungenen Behandlung von Vorgängen aus dem gewöhnlichen
Leben zu erkennen. Von seinen von Sandrart erwähnten Fresco-
malereieu hat sich nichts mehr erhalten. Von der ansehnlichen
Zahl der von ihm noch vorhandenen Oelgemülde kann ich nur einen
Theil näher berühren. Hauptbilder aus seiner früheren Zeit sind
folgende, in der königl. Gallerie in Augsburg befindliche. Ein rei-
ches Bild, worauf unter anderen Christus am Oelberge und, in einer
Mandorla, der heilige Petrus, Maria mit dem Kinde und die vier-
zehn Nothhelfer, vom Jahr 1501. Der Ausdruck Christi ist sehr
würdig, die Bildung in den Köpfen der Männer ist edel, in denen
der Frauen fein, aber etwas einförmig. Mund und Augen sind in-
dess meist nicht richtig verkürzt. 1 Von demselben Jahr ist Chri-
stus und Maria von vielen Heiligen verehrt. Ein anderes Bild, wel-
ches in der Mitte die Kreuzigung, auf den Seiten das Martyriunl
der heiligen Ursula vorstellt, ist vom Jahr 1504. Das Bewegte der
Handlung in den letzten, der Gegensatz der Wildheit der Heiden
und der Ergebuug der zarten Jungfrauen ist hier sehr gelungen.
Aus derselben Zeit ungefähr dürfte ein sehr grosses Bild desselben
Gegenstandes in der Gallerie zu Dresden sein, N0. 1607. Vor-
zügliche Bilder aus der zweiten Epoche sind folgende. Die unter
einem Baunie sitzende Maria, welche dem Kinde eine Traube reicht,
1 Vergl. über dieses und
Deutschland Th. II. S. 28 H.
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