Sächsische
Maler.
Eine eigenthümliche Schule ist in Sachsen und dem Kurfür-
stenthum Brandenburg nicht nachzuweisen. Mehrfach sind Meister
der fränkischen Schule hier thätig gewesen. Ein Beispiel hiervon
gewähren die Werke, welche, wie bemerkt, Mathäus Grunewald
für Halle ausgeführt hat. "Die Figuren von Heiligen auf den Flü-
geln des Altars im Dom zu Brandenburg vom J. 1518, Werke,
welche in dcr Charakteristik, in der Würde der Gestalten, in dem
edlen Geschmack der Gewänder einen ausgezeichneten Meister ver-
rathen, weisen ebenfalls nach Franken. Ja selbst der Meister, wel-
cher zuerst in Sachsen, als Maler Friedrich des Weisen in Witten-
berg, eine Art Schule gründete, Lucas Oran ach, 1 ist nicht allein
aus Cranach, oder eigentlich Cronach, einem Ort im nördlichen
Franken gebürtig, seine früheren Werke tragen ebenfalls den Cha-
rakter fränkischer Kunst. Im Jahr 1472 in einer Familie geboren,
deren NameSunder war, erhielt er den ersten Unterricht in seiner
Kunst von seinem Vater, wahrscheinlich den späteren von Mathäus
Grunewald. Jedenfalls aber wurde er in seiner ganzen Kunstform
auffallend durch die Werke desselben bestimmt. Wenn er diesem
in der Grossartigkeit der Auffassung, in der Stylgemässheit der
Coinposition, besonders aber in der Zeichnung (der schwächsten
Seite seiner Kunst), in der Gründlichkeit der Durchführung, um
Vieles nachsteht, so ist er ihm dagegen in dem Reichthum und
der Vielseitigkeit der Erfindungen, in der ungemeinen Klarheit der
Farbe, endlich in der Leichtigkeit, der allerdings oft etwas hand-
werksmässigen und iiüchtigen Behandlung wieder überlegen. In
einzelnen Fällen gelingt ihm zwar die Darstellung des Würdigen,
Ernsten und Rührenden sehr wohl, in der Regel aber waltet bei
ihm eine naive, kindliche Heiterkeit, und eine weiche, fast schüch-
terne Anmuth vor. Eine gewisse crgötzliche Lebendigkeit, eine
warme, blühende Färbung, muss meist die Anforderung an eine
strengere Ausbildung der Form ersetzen. Er ist durch diese Eigen-
schaften in hohem Maasse volksthümlieh. So hat auch sein Humor
etwas von dem derben Volkswitze seiner Zeit. Der Eindruck sei-
ner Art der Auffassung mahnt, wie Kugler sehr treffend bemerkt,
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des
1 S. über diesen Künstler Christian Schuchardt, Lueas Cranach
mn und Werke. Zwei Theile. Leipzig 1851. Brockhaus.
älteren