Epocl
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kammer zu Kopenhagen sollen sich die von Christian III. König
von Dänemark und seiner Gemahlin Dorothea, befinden. Seine
Kupferstiche sind von sehr ungleichem Werthß Die besten aber
zeigen einen höchst ausgezeichneten Künstler, welcher, wie Pencz,
die deutsche Gefühlsweise und Behandlung mit der edleren Formen-
gebung und dem reincren Geschmack der Italienerizu verbinden
wusste, und mit ungemeinem Erfolg die verschiedenartigsten Gegen-
stände behandelte. Zu seinen vorzüglichsten Blättern gehören Chri-
stus mit der Samariterin am Brunnen (Bartsch N0. 12). ltIaria auf
dem Thron (B. N0. 20) und die Bildnisse von Christian II. König von
Dänemark, seiner Gemahlin Elisabeth (B. N0. 91, 9:2) und von ihm
selbst. Er hat auch öfter Blätter anderer Stecher kopirt.
Die Diirer'sohe Kunstweise gelangte begreiflicherweise auch
vielfach in der Form der Miniaturmalerei zur Ausübung. In Nürn-
berg wurde dieselbe besonders von der zahlreichen Familie Glo-
ckenton angebaut, unter denen sich Georg Glockenton der ältere,
geboren 1492, gestorben 1553, und vor allem sein Sohn, Nikolaus,
gestorben 1560, auszeichnetenß Von dem letzteren befindet sich
ein Messbuch und ein Gebetbuch mit Miniaturen, welche er für
Albrecht, Erzbischof von Mainz, ausgeführt, und für deren erstes
er 500 Gulden erhielt, auf der Königl. Bibliothek zu Aschaffen-
burg. Er zeigt sich darin als ein Künstler von sehr ausgezeich-
netem technischen Geschick, doch von schwacher Eriindungskraft
und nicht fest in der Zeichnung. 3
Im nördlichen Franken lebte gleichzeitig ein Maler, welcher
A. Dürer'und seiner Schule gegenüber eine unabhängige Stellung
behauptete. Der wahrscheinlich aus Frankfurt gebürtige Matthäus
Grunewald hatte sich nämlich in Aschaffenburg niedergelassen,
wo er besonders von dem Erzbischof Albrecht von Mainz beschäf-
tigt wurde. Von seinen sonstigen Lebensumständen ist so gut wie
nichts bekannt. Indess kann mit Gewissheit angenommen werden,
dass er frühstens zu Ende des 3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
gestorben ist.4 Aus seinen Werken geht unabweisbar hervor, dass
er, nächst Dürer und Holbein, der grösste deutsche Maler unserer
Epoche ist. Er nimmt eine sehr glückliche, mittlere Stellung zwi-
1 S. über diesen Meister, wie über die ihm mit Recht beizumessenden Stiche
und Holzschnitte, Bartsch. Le Peintre graveur Th. VIII. S. 249 tf. 2 S. Johann
NWlivPfeYS Nachrichten von alten Künstlern in Nürnberg. Nürnberg bei Campe.
S. 41 f. 3 Kunstwerke und Künstler in Deutschland Th. II. S. 382 B". 4 S.
Passavant im Kunstblatt von 1841. S. 430 f.