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III.
Buch.
Kapitel.
beschreibt, 1 behandelt nur eine kleine Zahl Gegenstände aus der
heiligen Geschichte, die meisten sind aus der Profangeschichte, der
Mythologie, der Allegorie und dem gewöhnlichen Leben genommen.
In verschiedenen hat er sich nicht nur die Manier des Grabstichels,
sondern auch die Freiheit und Grazie, die Meisterschaft der Zeich-
nung der Raphaelischen Schule angeeignet. Von solcher Art sind:
wüthende Kämpfe zwischen nackten Kriegern, N0. 1G -18, die
Cleopatra, N0. 12, eine schlafende Frau, N0. 43, und der Triumph
einer Frau und eines Mannes, deren Wagen von Frauen umgeben
ist, N0. 44. Höchst vorzüglich sind aber einige Portraite, nament-
lich geniesscn die Kaiser Karl V., N0. 60, und seinesBruders, des
Kaisers Ferdinand I., N0. 61, mit Recht eines allgemeinen Ruhms.
Sie sind nicht allein von sehr grosser Lebendigkeit, sondern mit
feinem Gefühl und in einem edlen Geschmack aufgefasst und höchst
meisterlich gestochen.
Hans Sebald Beham, ein Neffe des vorigen, geboren zu Nürn-
berg 1500, genoss zuerst als Maler und Kupferstecher den Unter-
richt seines Ohoims, nachmals aber auch den des Dürer. Im Jahr
1540 musste er wegen seines anstössigen Lebens Nürnberg verlassen
und siedelte nach Frankfurt über, wo er gegen das Jahr 1550
starb. Er war ein Künstler von seltnem Reichthum höchst leben-
diger und geistreicher Erfindungen, die, ausser dem religiösen Ge-
biet, häufig auch Gegenstände weltlichen, öfter derb humoristischen,
bisweilen aber auch gemeinen und unsittliehen Inhalts umfassten.
Dabei besass er in seltnem Maasse Sinn für Schönheit und Grazie,
und war er ein sehr guter Zeichner. Von Oelbildern ist nur eins,
jetzt in der Gallerie des Louvre befindliches bekannt, welches er-
im Jahr 1534 in Form eines Tisches für Albrecht, Erzbischof von
Mainz, ausgeführt hat. Es stellt in sehr kleinen, aber geistreichen,
Figuren vier Vorgänge aus dem Leben Davids vor, und ist in
einem warmen und klaren Ton sehr fleissig ausgeführt. 2 Fünf in
einem Gebetbuoh im Jahr 1531 für denselben Fürsten ausgeführte
Miniaturbilder, in der Königl. Bibliothek zu Aschaffenburg, be-
weisen, dass er auch in diesem Fache sehr geschickt; Wal; seine
grösste Bedeutung hat er indess als Kupferstecher, deren er eine
so grosse Zahl Bartsch zählt 259 auf ausgeführt, dass er
überhaupt wohl nur wenig gemalt hat. Er wusste den Grabstichel
1 Bsrtsch Th. VIII. S. 81 ff. 9 Näheres darüber Kunstwerke und Künstler im
Paris S. 549.