Epoche von 1500 bis 1550.
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denn Bartsch 96 Blätter von ihm beschreibtß Diese sind sowohl
in der Erfindung, als in der Zeichnung und Ausführung, von sehr
ungleichem Werth. In der Composition zeichnet sich die Kreuzi-
gimg, N0. 8, vortheilhaft aus. Meist fällt hier seine Schwäche in
der Zeichnung, besonders die zu langen Proportionen, in sehr un-
angenehmer Weise auf. Nackte, dem Kreise der antiken Mythologie
entnommene Figuren, wie der Neptun, N0. 30, die Venus, N0. 32,
die gellügelte Frau, N0. 58, sind höchst geschmacklos und widrig.
Dagegen ist eine Reihe von Landschaften, N0. 66 -74, durch die-
poetische Erfindung und die leichte und geistreiche Behandlung sehr
anziehend. Gelegentlich hat er auch nur Architektur, und zwar
mit gutem Erfolg, behandelt, so das Innere der Synagoge von
Regensburg, N0. 63. In einer Reihe, von zum Theil sehr ge-
schmackvollen Gefässen, N0. 75-456, zeigt er sein Gefallen an den
Formen der Renaissance. Von den 63 nach seinen Zeichnungen
ausgeführten Holzschnitten gilt im Allgemeinen dasselbe Urtheil.
Die Darstellungen aus der Passion, No. 1-40, sind wenig anspre-
ehend, ja zum Theil roh, dagegen ist die Darstellung der Aufer-
stehung, No. 47, sehr reich und eigenthümlich. Der heil. Hieronymus,
N0. 57, zieht durch die poetisch-phantastische Auffassung, die ileissige
Ausbildung der Höhle sehr an. Bei der Maria mit Heiligen, No. 50,
ist die reiche Architektur der Renaissance bemerkenswerth, ein
grosseriTaufbrunnen in demselben Geschmack, N0. 59, aber von
grosser Schönheit.
Heinrich Aldegrever, geboren zu Soest 1502, gestorben 1562.
Nach seinen Bildern wie nach seinen Kupferstichen, hat er von
allen Schülern Dürers das alterthümlichste Ansehen. Obwohl von
vielem Geschick in der Composition, sind doch die einzelnen Motive-
meist steif, geschmacklos und manicrirt, die Proportionen zu lang,
die Formen schwülstig, die häufig zu kleinen Köpfe von wenigem
Gefühl, etwas einförmig und häufig kleinlich, die Falten der Ge-
wänder von vielen kleinen, knittrichen Brüchen. In den historischen
Bildern ist die Angabe der Formen hart, die Umrisse trocken, die
Färbung indess warm. Die echten Bilder des Aldegrever, zumal
die historischen? sind äusserst selten. Auch dürfte er nur wenig
{Bartsch III. S. 42 H. 9 Bei der Bestimmung derselben ist die Ucber-
emstlmmung mit seinen Kupferstichen der einzige sichere Leitfaden. Wenn indess
ein Bild In df" Composition ganz mit einem Kupferstich von ihm übereinstimmt,
an Verstandniss und Lebendigkeit aber diesem nuchsteht, so ist wieder mit
Sicherheit anzunehmen, dass es nach dem Stich kopirt worden ist. Aus einem,