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Künstlers dargestellt ist, so haben wir in diesen prachtvollen Har-
nischen und Wappenröcken, in diesen Panzern und Decken der
Pferde, in diesen Lanzen, Schwerdtern, Streitkolben u. s. w., die
lebendigste Anschauung einer Schlacht, wie sie, ganz am Ende des
Mittelalters, von Karl dem Kühnen, oder Maximilian I., geschlagen
worden sind. Durch die Anzahl von Figuren, durch die verschie-
densten Episoden nah und fern, ist es dem Künstler gelungen,
wirklich die Vorstellung einer grossen Weltbegebenheit zur künst-
lerischen Anschauung zu bringen. Mit vieler Einsicht hat er den
sicgreich-ritterlich mit eingelegter Lanze anrennendeu Alexander,
und seinen schon fliehend sich umschauenden Gegner Darius, beide
in prachtvollen goldenen Rüstungen, als den Mittelpunkt ausgesen-
dert. Auch hier spielt die grossartige Landschaft eine höchst be-
deutende Rolle. Der unermesslichen Ebene schliessen sich hohe
Felsgebirge und das Weltmeer mit einer grossen Anzahl von Schilfen
an. Die emporsteigende Sonne, der niedergehende Mond, sind
sinnreich auf das Schicksal des Tages bezogen. Unsäglich ist dabei
die Ausführung im Einzelnen, und die Lebendigkeit und der Ausdruck
in so vielen der kleinen Köpfe. Und diese ganze Welt befindet sich
auf dem kleinen Raum von 4 Fuss 11 Zoll Höhe und 3 Fuss Zoll
Breite! In einem anderen in der Wirkung sehr bunten Bilde ebenda,
N0. 138, Cabinette, vom Jahr 1538, spielt der Gegenstand, die keusche
Susanne, eine kleine Figur, nur eine sehr untergeordnete Rolle, die
Landschaft mit einem Prachtbau, von sehr grosscr Ausführung, ist
weit die Hauptsache. Der heilige Quirinus, von einem Mann und
zwei Frauen aus dem Wasser gezogen, N0. 90, in der Moritzkapelle
zu Nürnberg, von seltsamer Auffassung, zeigt ihn in der glühen-
den Beleuchtung der untergehenden Sonne als Kolorist in seiner
ganzen Stärke. Unter den von ihm noch in Regensburg befind-
lichen Bildern zeichnet sich besonders durch das sehr Dramatische
der Composition eine Anbetung der Hirten in der Sammlung des
historischen Vereins aus. Mit welchem Erfolge er für Linien und
Luftperspektive die Architekturmalerei angebaut hatte, beweist ein
Bild, die Geburt Mariä, in der Sammlung zu Augsbnrgg Eine
kleine Landschaft mit Nadelholz und g-ebirgigter Ferne im Lan-
dauer Brüdcrhause, N0 187, beweist endlich, das er an Reinheit
des Naturgefühls, an Saftigkcit und Frische des Grüns, dem gleich-
zeitigen Patenirs in den Niederlanden weit überlegen, war.
Auch als Kupferstecher ist Altorfer sehr ileissig gewesen, wie