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III.
Buch.
Kapitel
denn er ist höchst ungleich und hat eine grosse Anzahl von Male-
reien gemacht, in denen die Köpfe ziemlich gleichgültig, der Fleisch-
ton lederbraun oder, wie die ganze Stimmung, kühl, die Behand-
lung mehr, wie so oft bei seinem Meister, zeichnend, und dabei
sehr flüchtig ist. Sein schönstes Werk ist ein Altar in der Haupt-
kirche zu Nördlingen, welchen er im Jahr 1521 für Nicolaus Zieg-
ler, den Vice-Kanzler Kaiser Karl V., ausgeführt hat. Die Mitte,
welche die Beweiuung des Leichnams Christi darstellt, ist in Ge-
fühl, Schönheitssinm-Klarheit des Goldtons, liebevoller Durchfüh-
rung, eins der trelflichsten Bilder der deutschen Schule aus dieser
Epoche. Auch die Heiligen auf den Flügeln sind würdige Gestalten,
die Barbara aber sogar von ausgezeichneter Schönheit. Vier an-
dere, in derselben Kirche befindliche, Bilder von ihm gehören eben-
falls zu seinen besten Werken?
Er hat auch gelegentlich in Leimfarben auf der Mauer gemalt.
Der Art ist ein Bild auf dem Rathhause zu Nördlingen, vom
Jahr 1515, welches Vorgänge aus dem Leben der Judith, besonders
die über die Amalekiter herfallenden Juden in dem Kostüm der
Zeit des Künstlers darstellt. In den Gefechten tritt einem das Kriegs-
wesen der Landsknechte in grosser Lebendigkeit entgegen. Ein
fleissiges Studium hierzu, befindet sich , N0. 164 im Landauer Brü-
derhause zu Nürnberg. Das umfangreichste, indess mir nicht aus
eigner Anschauung bekannte Werk von ihm möchte ein Altar in
der Kirche des vormaligen Klosters Anhausen, unweit Oettingen
sein, welches ausser dem Mittelbild, einer Krönung Maria, noch
fünfzehn andere von ihm enthält. Zu seinen besten Bildern gehört
die Bestattung der Maria, N0. 75 , und drei Vorgänge aus der Le-
gende Petri, N0. 77 , in der Moritzkapelle. Ein stattliches Beispiel
seiner flüchtigen Arbeiten ist der, im Jahre 1517 in Leimfarben ge-
malte, Eccehomo auf der Burg zu Nürnbergf
Ausserdem hat Schäuffelein eine grosse Anzahl von Zeichnungen
für denHolzschnitt ausgeführt. Nicht allein nach Massgabe der
Geschicklichkeit der Formschneider, sondern auch nach den Gegen-
ständen sind diese .von sehr verschiedenem Werth. Die aus dem
kirchlichen Kreise sind meist wenig erquicklich, dagegen sprechen
solche, welche Vorgänge aus der Zeit des Künstlers darstellen, durch
Wahrheit und Lebendigkeit an. Dahin gehören die aus dem Sol-
1 Ausführlicheres
und 355.
Kunstwerke
und
Künstler
in Deutschland Th.
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