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Auch in der Wärme seines Colorits, wie in der Haltung, ist er
gleichmässiger. Unter seinen in Nürnberg befindlichen Bildern
zeichnen sich besonders aus: Im Chor der heiligen Sebaldskirche
ein Altar mit Flügeln vom Jahr 1513, dessen Mitte die Marie mit
dem Kinde auf dem Thron, mit Engeln, welche die Krone über dem
Haupt der Maria halten und musiciren , zu den Seiten die heiligen
Catharina und Barbara, auf den Flügeln die heiligen Petrus und
Laurentius, mit dem Stifter Lorenz Tucher und Johannes den Täufer
und Hieronymus darstellt. In diesem, seinemeHauptwerk, welchem
eine Zeichnung von Dürer zum Grunde liegen soll, was mir indess
zweifelhaft ist, sind die Köpfe, bis auf den der Maria, edel, die
Verhältnisse schlank, die Hände zierlich, die Gewänder von rei-
nen, an einigen Stellen selbst grossartigen Motiven, die helle und
klare Färbung bald zart, bald kräftig, die Landschaft des Hin-
tergrundes gut gedacht, die Gesammtwirkung sehr ansprechend.
Nahe schliessen sich diesem die heiligen Oosmas und Damianus,
No. 166 und 167, im Landauer Brüderhause an. Mehr als treues
Abbild des Dürer erscheint er in dem Bilde mit Goldgrund, Joachim
und Anna, N0. 57, in der Moritzkapelle. In anderen Werken be-
nutzt er geradezu Motive seines Meisters, wie in den beiden grossen
Bildern in der Pinakothek mit der Anbetung der heiligen drei Kö-
nige, der Sendung des heiligen Geistes, der Auferstehung Christi
und der Krönung liIariä, N0. 43 und 58. Kein anderer Schüler
Dürers kommt ihm vielleicht in seinen besten Portraiten so nahe
wie Kulmbach. Ein Beispiel dieser Art gewährt das Bildniss von
Jacob Fugger, N0. 557, im Museum zu Berlin.
Hans Schäuffelin obwohl wahrscheinlich in Nürnberg geboren,
liess er sich doch als Mcisterf in Nördlingen nieder und starb da-
selbst im Jahr 1540. Er hielt sich sehr treu an die Kunstweise
des Dürer, und besass eine mehr reiche, als bedeutende Eründungs-
gabe. welche besonders glücklich in lebhaft bewegten Handlungen
war. Es ist ihm zugleich ein wahres und tiefes Gefühl, ein leb-
hafter Sinn für Schönheit der Formen, für Anmuth der Bewegungen,
für einen reinen Geschmack der Gewänder eigen. Für die Färbung
und Behandlung haben offenbar die Werke des alten Friedrich
Herlen auf ihn einen wohlthätigen Einfluss ausgeübt. Seine Fär-
bung ist von satterem, wärmeren und_ harmonischerem Ton, als bei
Dürer, der Vortrag mehr malend und irnpastircnd. Mehrere dieser
Eigenschaften finden sich indess nur in seinen besten Bildern vor,