Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1500 bis 1550. 
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Cäsar und Chlodwig dem ersten ab, deren Mehrzahl natürlich, beim 
gänzlichen Mangel aller Vorbilder, ganz willkürlich von ihm darge- 
stellt werden mussten, Dürers Kunst zu individualisiren in über- 
raschender Weise kund. Wenn unter den Vorstellungen aus dem 
vielbewegten Leben des Kaisers, worin besonders Kämpfe eine grossc 
Rolle spielen, dennoch nur wenige sind, welche den Beschauer 
künstlerisch fesseln, so liegt es in der Natur der Aufgaben. Die 
architektonischen Theile sind in den Formen einer etwas verwil- 
derten Renaissance mit einem Ueberschwang üppiger, aber sehr 
geistreich gezeichneter Verzierungen gehalten. 
Mit welcher Wahrheit und welchen gesunden, dem Hans Sachs 
verwandten Humor Dürer auch gelegentlich Vorgänge aus dem ge- 
wohnlichen Leben behandelt hat, zeigen die folgenden Blätter. Der 
Bauer mit seiner Frau, N0. 83, die Wirthin und der Koch, N0. 84, 
der Orientale und seine Frau, N0. 85, die drei Bauern, N0. 86, der 
Marktbauer, N0. 89, vom Jahr 1512, unvergleichlich im Ausdruck 
tölpischer Einfalt! Das tanzende Bauernpaar, N0. 90, vom Jahr 
1514, ein Muster plumper und ausgelassener Lustigkeitl 
Endlich hat auch Dürer in seiner reifsten Zeit eine kleine 
Anzahl von Portraiten ausgezeichneter Personen, theils gestochen, 
theils zum Holzschnitt gezeichnet, welche gleich sehr durch die treff- 
liche Charakteristik und die meisterliche Behandlung anziehen. Ich 
begnüge mich hier von den ersteren das seines besten Freundes 
Wilibald Pirkheimer, N0. 106, vom Jahr 1524, das von Friedrich 
dem Weisen, Kurfürsten von Sachsen, N0. 104, von demselben 
Jahre, und das von Philipp Melanchthon, N0. 105, vom Jahr 1526, 
zu nennen. In den Holzschnitten ist die, dieser Gattung entspre- 
chende, grössere Auffassung und Vereinfachung der Formen unver- 
gleichlich, zu beobachten. Den Preis unter diesen verdient das schon 
oben erwähnte, im Profil genommene Bildniss des Ulrich Varnbüler, 
N0. 155. Die mit drei Platten gemachten, farbigen Abdrucke von 
diesem Blatt, welche gelegentlich vorkommen, gehören durchgängig 
einer späteren Zeit an. Aber auch das Bildniss des Kaisers Maxi- 
milian I., No. 153 und 154, ist ein ineisterlichcs Werk. 
Zu welcher Meisterschaft Dürer es auch in dem Aetzen in Ei- 
senplatten gebracht, dafür führe ich, als ein besonders gelungenes 
Blatt, seinen Hieronymus in einer Felsenhöhle im Gebet vor dem 
Kruzifix, N0. 56, an. In guten, freilich sehr seltnen Abdrücken, ist 
darin eine bewundernngswürdige Kraft, Klarheit und Weiche erlangt.
	        
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