Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Buch. 
6. Kapitel. 
Mythologie, bei denen solche nackte Figuren eine Hauptrolle spielen, 
befriedigen, führe ich hier Apollo und Diana, N0. 68, die Folgen 
der Eifersucht, N0. 73, und die Entführung der Amymone N0. 3l,an. 
Das bedeutendste Blatt aus der Legende der Heiligen von 
Dürer, und zugleich der grösste Kupferstich von ihm, ist der heilige- 
Eustachius, No. 57, welcher im Gebet vor einem Kruzifix, welches 
ein Hirsch zwischen dem Geweih hat, kniet, und von seinem an 
einem Baum gebundenen Pferde und fünf Jagdhunden umgeben ist. 
Die treuherzige Frömmigkeit des Heiligen, die Wahrheit der Thiere, 
die bis zu den grössten Einzelheiten ausgeführte Anhöhe mit einem 
Schloss in der Ferne, die meisterliche Ausführung aller Theile, machen 
dieses, wahrscheinlich im Jahr 1504 oder 1505 gearbeitete Blatt zu 
einem der anziehendsten des Meisters. 
Diesem sehr nahe verwandt ist ein anderes, berühmtes Blatt, 
Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntniss, N0. 1, vom Jahre 
1504. Mit der grössten Liebe in allen Einzelheiten ausgeführt, giebt 
es ein Zeugniss von der hohen Meisterschaft, welche Dürer um diese 
Zeit als Kupferstecher erreicht hatte. 
Dass er es darin aber schon ein Jahr früher, also in einem 
Alter von 32 Jahren, allen seinen Zeitgenossen zuvorgethan hat, 
beweisen zwei Wappen, N0. 100 und 101_', von denen das letztere 
mit dem Jahr 1503 bezeichnet ist. Mit Recht geniesst die ausser- 
ordentliche Meisterschaft der Handhabung des Grabstichels in allen 
Theilen die allgemeinste Bewunderung. 
Auch auf dem, für das Eigenste und Innerste der "Kunst so 
wenig ausgiebigen, Gebiet der Allegorie hat Dürer, ausser dem schon 
oben erwähnten Triumphbogen des Kaiser Maximilian, ein Werk 
von erstaunlichem Umfang hervorgebracht. Es ist dieses der be- 
rühmte Triumphbogen desselben Kaisers. Nur wenn man die seltne 
Gelegenheit gehabt hat, die 92 Holzschnitte, welche das Ganze bil- 
den, zusammengesetzt zu sehen, kann man sich ein richtiges Urtheil 
über dieses Werk bilden. Und in der That muss man da, erstaunen, 
wie es hier dem Künstler, als Architekten, gelungen ist, trotz der 
ausserordentlichen Zahl von einzelnen Vorstellungen und einzglnßn 
Figuren, durch die durchlaufenden architektonischen Linien und 
Gliederungen, einen deutlichen und ansprechenden Gesammteindruck 
hervorzubringen. In allen jenen einzelnen Darstellungen giebt sich 
-aber wieder die unerschöpfliche Erfindungskraft, namentlich bei den 
Bildnissen der Vorgänger und Vorfahren des Kaisers von Julius
	        
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