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III.
Buch.
Kapitel.
weilen sind diese leicht in Aquarellfarben angetuscht. Auch wen-
dete er, ausser der schwarzen, öfter rothe, grüne und blaue Tinte an.
Höchst vorzügliche Beispiele von Zeichnungen dieser Art, wie
von fast allen sonstigen, finden sich in der Sammlung des Erzher-
zogs Albrecht in Wien, der reichsten an Dürefschen Handzeich-
nungen, welche es giebt, 1 und von Federzeichnungen in der, in solchen
ihr am nächsten stehenden, im britischen Museum zu London?
Aus beiden werde ich einige besonders vortreffliche hervorheben.
Federzeichnungen aus der ersten sind: Flüchtige Skizze von dem
Martyrium der 10,000 mit vielen Abweichungen, sowohl von dem
Bilde, als von dem Holzschnitt. Höchst leicht und kgeistreich, mit
1507 bezeichnet. Ein betender Christus. Ebenso edel empfunden,
als breit und meisterlich ausgeführt. Die Kreuzigung mit den
beiden Schächern vom Jahr 1511. Eine sehr reiche Composition.
Geistreich und leicht hingeworfen. Die Zeichnung zu dem Holz-
schnitt des Triumpfwagens von Kaiser Max vom Jahr 1518 leicht
aquarellirt. Die Beweinung Christi unter dem Kreuz vom Jahr
1519. In der reichen und schönen Composition zeichnet sich der
Christus besonders durch das edle Motiv und die völligen Formen
aus. Christus am Kreuz mit Maria und Johannes vom Jahr 1521.
Höchst breit und meisterlich im Vortrage. Als vorzügliches Bei-
spiel eines mit der Feder gezeichneten Portraits nenne ich hier das
von Felix Hungersperg, eines berühmten „Lautenschlägers" wie ihn
Dürer nennt, als Brustbild und in ganzer Figur, in knieender Stel-
lung, vom Jahr 1520. Federzeichnungen aus der zweiten Samm-
lung sind der Entwurf zu einem sehr reichen Springbrunnen im
gothischen Geschmack, leicht aquarellirt. Die Originalzeichnung
zu dem seltnen Holzschnitt mit dem Satyr. Ein sich auf der Vio-
line begleitender Sänger. Höchst fein im Gefühl und von unge-
wöhnlicher Grazie des Motivs. Venus und Amor, welcher sich
über den Bienenstich beklagt, leicht aquarellirt. In Schönheit der
Formen und Grazie des Motivs eine der trefflichsten weiblichen
Figuren des Meisters.
Das Hauptwerk für die ornamentale Anwendung des Zeichnens
1 In diese, ursprünglich von dem Herzog von Sachsen Taschen gebildete, sind
sämmtliche Zeichnungen Dürers aus der früheren Kaiserl. Sammlung übergegangen.
2 Den Hauptbestandtheil derselben bildet ein Band mit über 150 ächten Hand-
zeichnungen, früher im Besitz des berühmten Sammlers, Grafen Arundel. Näheres
hierüber in meinen Treasures Th. I. S. 229 R". und, zugänglicher, in Naumanns
Archiv u. s. w. vom Jahr 1858, S. 33 ff. vom Oberbaurath Hausxnann.