Epoche von 1500 bis 1550.
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Mehr als gewöhnlich ist hier das Fleisch in einem röthlichen L0-
kalmn von grosser Klarheit modellirt. Auch die Behandlung des
schwarzen Rocks, des warmbraunen Pelzwerks, ist höchst vorzüg-
lich. Nicht minder trefflich in Lebendigkeit der Auffassung, wie
in der Zeichnung ist das Bildniss eines anderen Freundes von Dürer,
des Jakob Muffe], Bürgermeisters von Nürnberg, in der Gallerie des
Grafen Schönborn zu Pommersfelden. Nur in der Färbung steht
es jenem, da die Modellirung in den Lichtern gegen das Weiss, in
den Schatten gegen das Schwerbraune geht, nach. Noch schwächer
in der Farbe und grauer in den Schatten, wenn schon übrigens
von ähnlicher Meisterschaft, ist das Bildniss eines dritten Nürnberger
Patriziers, des Johann Kleberger, in der Gallerie zu Wien. Auch
ist der Gedanke, ihn in einem Rund, als Büste, darzustellen, nicht
glücklich.
Eine grosse Anzahl von Gemälden, welche in den Gallerien,
wie in Privatsammlungen, in ganz Europa, den Namen des A Dürer
tragen, sind hier absichtlich übergangen worden. Von keinem
Meister giebt es nämlich so viele Bilder, welche demselben irrig
beigemessen werden, als von Dürer, nach dessen Kupferstichen und
Holzschnitten oft technisch sehr geschickte Maler, denen es indess
an Erfindungsgabe gebrach, Bilder ausgeführt haben, welche in der
Regel für Originale von A. Dürer ausgegeben werden.
Um den wunderbaren Reichthum, die ausserordentliche Mannig-
faltigkeit der Aeusserungen des Kunstgenius von Dürer kennen zu
lernen, ist indess eine genaue Bekanntschaft mit seinen Handzeich-
nungen, sowie mit seinen Kupferstichen und Holzschnitten unerläss-
lich. In allen diesen kommt er nämlich in seiner Haupteigenschaft
als Zeichner zur ungestörten und unbedingten Geltung.
In Betreif der Handzeichnungen bemerke ich zuvörderst, dass
sich Dürer dazu nach der jedesmaligen Absicht eines sehr verschie-
denen Materials bediente.
Sowohl für die ersten Entwürfe von Compositionen, als für aus-
geführtere, für Studien nach der Natur, welche rasch gemacht sein
wollen, für Zeichnungen von ornamentalem Charakter, bediente er
sich meist der Feder, welche er mit einer Leichtigkeit, Sicherheit
und Meisterschaft gebrauchte, wie kein anderer Künstler. Gele-
gentlißh führte er auch ein Bildniss mit derselben auS- Sicher
dürfte kein anderer der grossen Meister eine so ausserordentliche
Anzahl von Zeichnungen in dieser Manier gemacht haben. Bis-