Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Buch. 
Kapicel. 
bequem, die Nase minder ausgeladen, die Unterlippe weniger stark, 
als in den meisten Portraiten desselben. Die Ausführung, in einem 
goldig bräunlichen, in den Schatten etwas grauem Ton, in einem 
guten Impasto, ist sehr iieissig. 
Zu den lebendigsten Bildnissen Dürers gehört das eines jungen 
Mannes mit breitkrämpigem Hut, N0. 1624 in der Dresdener Gallerie. 
Es ist trefflich in einem, in den Schatten grauem Ton gemalt. 
Mehr als ein Beispiel, dass Dürer noch in späteren Jahren die 
Fähigkeit, sich gewisse Eigenschaften anderer Schulen anzueignen, 
nicht verlorenfals wegen der besonderen Bedeutung der Bilder 
selbst, führe ich die mit 1523 bezeichneten Flügel eines Altars mit 
den Heiligen, Joachim, Joseph, Sirneon und des Bischofs Lazarus, 
N0. 123 und 128, Cabinette in der Pinakothek, an. In der klaren, 
kräftigen Farbe, wie in dem ganzen Vortrag, wo nur hie und da 
die ihm so eignen Schraftirungen vorkommen, erkennt man deutlich 
den Einfluss, welchen die grossen, niederländischen Coloristen, wie 
ein Quintin Massys, während seines Aufenthalts in den Niederlanden 
in den Jahren 1520 und 1521 auf ihn ausgeübt haben. Aehnliches 
zeigen auch die Aussenseiten dieser Flügel, I-Iiob und seine Frau, 
N0. 104 des StädePschen Instituts zuFrankfurt, und zwei spielende 
Pfeifer im Museum zu Cöln. 
Zum letzten Mal hat Dürer sich im Jahr 1526 als Maler auf 
der vollsten Höhe seiner Kunst gezeigt. Von dieser Art ist eine 
Maria mit dem Kinde in der Gallerie der Ufiizien zu Florenz. 
Hier ist das Kind in einem satten, röthlichen Ton mit grösster Liebe 
im Einzelnen nach der Natur durchgeführt. 
Weit das Hauptwerk aber sind die berühmten, auf zwei schma- 
len Tafeln in Lebensgrösse ausgeführten vier Apostel (Fig. 37), 
welche der Meister, nach einem noch vorhandenen Briefe 1 würdig 
erachtete, zu einem Gedächtniss, seiner Vaterstadt Nürnberg zu ver- 
ehren, deren Magistrat sie indess später (etwa um 1640), dem 
Churfürsten Maximilian von Baiern schenkte, so dass sie sich jetzt 
unter N0. 71 und 76 in der Pinakothek zu München befinden. 
Johannes, die Hauptfigur auf dem einen Bilde, schaut, im Profil ge- 
nommen, in tiefem Nachdenken in das oifne Buch, welches er in 
1 Obwohl dieser, S. 57, in" den Reliquien afbgedruckte Brief undatirt ist, so 
geht doch aus einer Notiz Neudoräers, eines Zeitgenossen von Dürer, mit Sicher- 
heit hervor, dass darin von diesen Bildern die Rede ist. S. J. Neudörßefs Nach- 
richten von Künstlern Nürnbergs. Nürnberg 1828 bei Campe. Ein Band 12. S. 37 
und Heller Th. II. S. 201 ff.
	        
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