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IlI.
Buch.
Kapitel.
mit gewaltiger Triebkraft emporstrebend, dennoch eine vollc und
reiche Krone entfaltet.
Die Bilder von Dürer, welche ich jetzt in Betracht ziehe, sind
sehr selten. Da er für ein Gemälde, woran er fast ein Jahr ge-
arbeitet hatte, nicht mehr als 200 Gulden erhielt, wobei er nicht
bestehen konnte, verwendete er des Erwerbs willen seine meiste
Zeit auf das Stechen, und das Zeichnen für Formschneider. Dürer
hat die gute, bei deutschen llIalern nicht häufige Sitte gehabt, die
meisten seiner Bilder, ausser mit seinem Monogramm, auch mit dem
Jahr der Ausführung zu bezeichnen, so dass ich jetzt eine Auswahl
derselben, ihrer Zeitfolgc nach betrachten kann.
Das älteste, mir von Dürer bekannte Gemälde ist das Bildniss
seines Vaters, des Goldschmiede Albrecht Dürer mit dem Jahr 1497
bezeichnet, welches 1644, in der Sammlung des Grafen Arundel be-
iindlich, von Ilollar gestochen, jetzt sich im Besitz des Herzogs von
Northumberland in Sionhouse, unweit von London, befindet. Es
ist höchst lebendig aufgefasst, leicht, aber sehr geistreich in zeich-
nender Weise gemalt und von sehr warmer, wahrhaft leuchtender
Färbung. 1
Dasselbe Bildniss und ebenfalls mit 1497 bezeichnet, doch in
manchen Theilen abweichend, und mit der Aufschrift:
„Das malt ich nach meines vatters gestalt,
Da er war siebenzig Jahr alt."
befindet sich in der Pinakothek zu München, N0. 128, Cabinette.
Es steht jenem in der Auffassung und Behandlung sehr nahe und
ist ebenfalls höchst vorzüglich, wenngleich von minderer Kraft in
der Färbung.
Dasselbe Bildniss, indess mit dem Jahr 1498 bezeichnet, gelb-
licher im Fleischton und mit grünlichem Grunde, auch etWaS mehr
impastirt, als die beiden vorigen, befindet sich in der Gallerie degli
Uffizii zu Florenz. Es wurde mit dem folgenden Bildnisse, seinem
Gegenstück, von der Stadt Nürnberg dem Könige Karl I. von Eng-
land geschenkt. Bei dem Verkauf von dessen Sammlung aber wur-
den beide Bilder für den Grossherzog von Toskana angekauft,
Sein eignes Bildniss in halber Figur. Er steht in einem Kleid
und einer Zipfelmütze von weiss und schwarz gestreiften; Zeuge,
einen braunen Mantel über der Schulter, die Hände bequem auf
1 Vergl. Treasures T11. IV. S.
StiidePschen Institut in Frankfurt.
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Eine
gute
sehr
Schulcopie
hieven
im