Epoche von 1460 bis 1500.
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bedingtes Urtheil zu. In den Köpfen, welche nicht von jener be-
troffen werden, erkennt man indess ein tüchtiges Studium nach der
Natur im Sinne der van Eyck'sehen Schule, eine gute warme Fär-
bung und eine gewissenhafte Ausführung. 1
Der Hauptmeister dieser Epoche in Franken aber ist der 1434
geborene, 1519 gestorbene Michael Vilohlgemuth. Allen seinen
Bildern ist eine grosse Kraft und Klarheit der Farben gemein.
Uebrigens aber sind wenige Meister von so ungleichem Werthe in"
ihren Werken, als er. Und dieses rührt nicht bloss davon her,
dass er, als ein weit und breit gesuchter, Unternehmer grosser
Altarschreine, wobei er auch die Besorgung der bemalten Stand-
bilder, oder Reliefs in Holz übernahm, die Ausführung derselben
zum grossen Theile seinen, oft sehr rohen, Gesellen überliess, son-
dern weil er selbst sein eignes Kunstvermögen bald in einem
höheren, bald in einem geringeren Maasse in Anwendung brachte.
Ich begnüge mich hier einige Werke aus seinen verschiedenen
Epochen anzuführen. Die frühsten, mir bekannten Malereien von
ihm dürften die Vorgänge aus dem Leben der Maria und der
Leidensgeschichte an dem Hallefschen Stiftungsaltar in dem Kirch-
lein zum heiligen Kreuz in Nürnberg sein. Die Compositionen
sind theilweise sehr überladen, der Ausdruck öfter wahr, die Fär-
bung sehr kräftig, die Ausführung indess etwas handwerksmässig.
Wahrscheinlich nur um wenig später sind vier Bilder, welche die
Hauptvorgänge der Passion darstellen und, vermuthlich ursprünglich
für die Dreifaltigkeitskirche zu Hof in Franken von dem Meister
ausgeführt, in neuerer Zeit in die Pinakothek zu München ver-
setzt worden sind, wo sie sich unter N0. '22, 27, 34 und 39 befinden.
Wiewohl im Ganzen von etwas derber Ausführung und harten
Umrissen, ist der Ausdruck in manchen Köpfen von ergreifenden:
Gefühl, und die Färbung klar und kräftig. In einigen Tafeln recht
ausgezeichnet ist der, im Jahr 1479 ausgeführte, grosse Altar in
Zwickau, vor Allem in den vier Darstellungen aus dem Leben
der Maria, 2 wovon hier die Verkündigung (Fig. 35). Am vortheil-
haftesten aber erscheint Wohlgeniuth in einzelnen Heiligen in Le-
bensgrösse, Theile eines, im Jahr 1487 für die Augustinerkirche
ausgeführten, Altars in. der Moritzkapelle zu Nürnberg, No. 451
" Vergl- Kvnsgwerke und Künstler in DeufschlaucLTh. 1. s. 2m r. 2 S. v.
Qmmdß dl_e Gemalde des M. Wohlgemuth in der Frßuenkirche zu Zwickau, MM
Lit-hügraphleen und Text, und Kunstwerke und Künstler in Deutschland Th.I. 8.56.