Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Buch. 
Kapitel 
keit von ausführlicher Angabe. Mit dem für die Zeit sehr ausge- 
bildeten Helldunkel macht der Goldgrund der Luft einen auffallenden 
Gegensatz, das Fleisch ist im Ganzen von kühlem Ton, die Aus- 
führung fleissig, aber doch von vieler Freiheit. Uebrigens verrathen 
einige Bilder die Hand eines geringeren Gehülfen. Besonders aus- 
gezeichnete Bilder sind: die Beschneidung Christi, der Tod Maria 
und die, auf einer von zwei kleineren Tafeln befindliche, Flucht 
nach Aegypten. 1 
Die Fränkische Schule, deren Mittelpunkt, wie schon in der 
vorigen Epoche, Nürnberg bildet, überkam mit der Oelmalerei 
allerdings auch die realistische Auffassung der Niederländer, und 
auch hier lässt sich in manchen Compositionen der Einfluss Rogiers 
van der Weyden des älteren wahrnehmen. Im Verhältnisswzur 
schwäbischen Schule blieb sie indess in der Auffassung kirchlicher 
Gegenstände der Tradition getreuer, auch sind die Compositionen 
 stylgemässer. Zugleich aber waltet hier in den Bildern die Zeich- 
nende _Manier ungleich mehr vor. Die Umrisse werden nicht, wie 
in Schwaben, mit den Formen verschmolzen, so sind auch die 
einzelnen Farben zwar lebhafter, aber ungleich weniger harmonisch 
zu einander gestimmt, so dass die Bilder meist einen bunten Ein- 
druck machen. Auch die Motive sind unschöner, eckiger, die Falten 
der Gewänder schärfer und willkürlicher in den Brüchen, und wenn 
manche Köpfe heiliger Personen auch hier das Bestreben nach 
ideeller Schönheit aus der vorigen Epoche glücklich bewahren, so 
wird man dagegen noch ungleich mehr als in der schwäbischen 
Schule, durch die Gemeinheit und Roheit der Zerrbilder, besonders 
in den Kriegsknechten verletzt. 
Ganzdem Anfang unserer Epoche gehören die 1453 ausgeführten 
Bilder der Flügel des Altars in der Kapelle der edlen Familie von 
Lölfelholz in der St. Sebaldskirche zu Nürnberg an. Die inneren 
Seiten enthalten Vorgänge aus der Legende des Kaiser Heinrich II. 
und seiner Gemahlin Kunigunde, die äusseren die Anbetung der 
heiligen drei Könige und den heiligen Georg, welcher den Drachen 
tödtet. Auf der Altarstaffel sind inwendig Christus und Heilige, 
auswendig die Bildnisse der zahlreichen Familie Löifelholz enthalten. 
Die Motive sind hier theilweise sehr gelungen. Ueber die Aus- 
führung lässt eine rohe Uebersudelung der meisten Theile nur ein 
1 Dieser Altar befand sich zu der sehr gkücklich" vorschreitenden Restauration 
im Herbst. 1860 in den Händen des Kaiserl. Galleriedirekwrs Enger: zu Wien.
	        
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