Epoche von 1460 bis 1500.
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ähnlich. Er ist sehr warm und kräftig, sie blass aber klar und zart
in der Färbung.
Gleichzeitig mit seiner Thätigkeit als Maler führte Zeitblom,
nach Harzens Ansicht, auch eine Anzahl von Blättern mit der kalten
Nadel, oder in der geritzten Weise, aus, welche, wegen der grossen
Uebereinstimmung mit den oben besprochenen Kupferstichen, ihm
von jenem Forscher beigemessen werden. Während er in seinen
Gemälden sich im ausschliesslichen Dienst der Kirche hielt, hat er
in diesen Blättern seinem, ihm schon so früh eignen Sinn für eine
lebendige und öfter hinnoristische Auffassung von gewöhnlichen
Vorgängen, unter denen karikirte Gruppen von Bauern und Vaga-
bunden besonders häufig sind, Genüge gethan. Die grosse Selten-
heit dieser geritzten Blätter, von denen sich nur im Museum zu
Amsterdam eine ganze Reihe befindet, erklärt Harzen dadurch,
dass er solche lediglich zu seinem Vergnügen gemacht und daher
nur eine geringe Anzahl von Abdrücken abgezogen haben möchte.
Ueber das Todesjahr dieses grossen Künstlers ist nichts mit Sicher-
heit ermittelt, indess dürfte derselbe wohl zwischen 1517 und 1520
fallen, indem um diese Zeit alle Nachrichten von ihm in den
Steuerregistern von Ulm versiegen.
In Oisterreichwblühte in dieser Epoche der treffliche Maler
Pacher von Brunecken, von dem sich die Flügel eines, mit
seinem Namen und 1481 bezeichneten, sehr grossen Altars, dessen
Mitte von einem höchst ausgezeichneten, die Krönung Mariä dar-
stellenden Schnitzwerk gebildet wird, zu St. Wolfgang, einem
Orte in der Nähe von Ischl, befinden. In der Art seiner realisti-
schen Auffassung, in der Zusammenstellung, und in der kühlen
Gesammtstimmung der Farben, erkennt man, dass er sich in der
schwäbischen Schule und insbesondere in der von Augsburg gebildet
hat. Die sechszehn auf den, auf beiden Seiten bemalten Flügeln
befindlichen Bilder sind von so ansehnlichem Umfang, dass die
Figuren eine Grösse von etwa zwei Drittel der Natur haben. Die
Vorgänge aus dem Leben der Maria und Christi, welche sie ent-
halten, sind mit Einsicht componirt, die öfter noch etwas unbehülf-
liehen Motive wahr, die bisweilen hübschen, und, in Betracht der
Zeit, sehr individualisirten Köpfe, von edlem Gefühl, die Zeichnung
gut, besonders die Hände geschickt bewegt, die Gewänder mit
deutlicher Angabe der Stoffe, Brocat u. s. w., zwar von scharfen
Brüchen, aber guten Hauptmotiven, die architektonische Räumlich-