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III.
Buch.
Kapitel
Grossartigen. Allerdings sind bei ihm die Glieder noch meist mager
und wenig gelenk, auch kehrt in den Köpfen eine Lieblingsbildung
zu häuüg wieder, indess sind dieselben von sehr sorgfältiger Durch-
führung, von einer Klarheit, Wärme und später von einer Feinheit
des Tons, welche mit dem Quintyn Massys wetteifert, endlich hat
er in seinen, in breiten und nicht knittrigen Falten geworfenen,
"Gewändern sehr eigenthümliche und harmonische Farbenaccorde.
Zu seinen früheren Bildern gehören zwei Flügel eines Altars, welche
die Heiligen Georg, Florian, Johannes den Täufer und Margaretha
enthalten, in der vormals AbePschen Sammlung zu Stuttgart-
Die Köpfe sind schon sehr wahr und {leissig und von ungemein
warmem Ton. Eine noch grössere Reife zeigen die Bilder der Flügel
eines Altarschreins mit treiflichem Sohnitzwerk vom älteren Syrlin
in der Mitte vom Jahr 1488, aus dem Orte Hamen bei Ulm, jetzt
im Besitze des Professor Hassler in Ulm, mit den Heiligen Nico-
laus und Franciscus auf den inneren, Christus am Oelberge auf den
äusseren Seiten. Vor Allem zeichnet sich der Christus durch Fein-
heit und Würde des Kopfs, Adel des Motivs, und reinem Geschmack
in dem meisterlich durchgeführten Gewande aus. Diesen schliessen
sich würdig die vier Kirchenvater einer AltarstaHel vom Jahr 1490
aus Eschach an. Aus demselben Jahr rühren auch wahrschein-
lich die zwölf Vorgänge aus dem Leben Johannes des Täufers auf
den inneren Seiten des grossen Altars in der Kirche zu Blaubeuren
her, ein durch die vielen eigenthümlichen Compositionen besonders
wichtiges Werk. Von den Aussenseiten dürften ihm nur die Kreuz-
tragung und die Kreuzigung angehören. Besonders grossartig er-
scheint der Meister in der mit 1490 bezeichneten, kolossalen
Gestalt Johannes des Täufers an der Aussenseite der Kirche, wel-
cher, wie Harzen bemerkt, sich darin auch als tüchtiger Fresco-
maler bewährt. Auf seiner vollen Höhe aber sehen wir Zeitblom
in den, ebenfalls in der Abellschen Sammlung befindlichen Flügeln
des grossen Altars der Pfarrkirche zu Eschach vom Jahr 1495.
Die inneren Seiten stellen die Verkündigung und die Darstellung
im Tempel, die iiussercn, überlebensgrossen Figuren, die beiden
Johannes dar. Letztere gehören in der WVürde der Charaktere, in
der Milde des Gefühls, in der fein abgewogenen Harmonie der
warmen und klaren Färbung, zu den bedeutendsten Werken, welche
die deutsche Malerei überhaupt in dieser Epoche hervorgebracht
hat. Ein Theil der Staffel desselben Altars bildete einst ein, von