Epoche von 1460 bis 1500.
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kommen auch vier Bildnisse, Verzierungen und Wappen vor. Unter
den letzteren ist das der Frankfurter Patrizierfamilien, Rohrbach
und Holzhausen, gelegentlich einer, zwischen denselben im Jahre
1466 geschlossenen, Heirath, für die Zeitbestimmung der Blätter
des Künstlers besonders wichtigß Später scheint er diese Kunst,
worin er eine gewisse Sprödigkeit und Härte nicht überwinden
konnte, verlassen und sich zunächst auf die Ausführung von Zeich-
nungen für Holzschnitte gelegt zu haben, mit welchen bald nach
1470 verschiedene der ältesten, in Ulm gedruckten, Bücher ausge-
stattet wurden, von denen Harzen unter anderen besonders die
sogenannte fünfte deutsche Bibel (1473-75) hervorhebt. Diesen
schliesst sich nach demselben eine grosse Zahl meisterhafter Feder-
zeichnungen in einem, in der Kupferstichsammlung des Fürsten
Waldburg Truchsess zu Wolfsegg bei Ravensburg in Schwaben,
befindlichen Foliobande an, von denen viele Darstellungen weltlichen
Inhalts mit jenen Kupferstichen, andere, von kirchlichen Gegen-
ständen, mit seinen Bildern, welche ausschliesslich diesem angehören,
entlehnt sind, eine grosse Uebereinstimmung zeigen. Viele in dem-
selben Bande vorhandene, Bergbau, Geschütz und Maschinenwesen
betreffende, Risse, lassen Harzen vermuthen, dass er sich, gleich
dem Leonardo da Vinci, vorübergehend auch mit solchen Dingen,
als Berufsgeschäft, befasst hat. Unter allen Umständen scheint es,
dass er die Malerei erst ziemlich spät zum Hauptberuf seines Lebens
gemacht hat. Er trat zu diesem Behuf in dienSchnlewies Hanns
Schülein, dessen Tochter er nachmals im Jahr 1483 heirathete.
Äfdem Flügel eines, noch in der Kirche zu Münster, einem,
einige Meilen von Augsburg entfernten, Dorfe, befindlichen Altar-
schreins, wird er ausdrücklich als Gehülfe von Schülein genannt. 2
Die schwächere Färbung, die zaghafte Behandlung, sprechen, nach
Harzens Urtheil,' für eine frühe Zeit des Meisters als Maler. Als
solcher hat er in der edlen, geistigen Richtung, ebenfalls einen
starken Einfluss des Martin Schongauer erfahren. Muss er diesem
an Schönheitssinn nachstellen, so zieht er doch, wie wenige, durch
die imgemeine Schlichtheit, Reinheit und Wahrheit seines religiösen
Gefühls an. 'In diesem Betracht kann man ihn den deutschesten
aller Maler nennen. In einzelnen Fällen erhebt er sich bis Zllm
1 Von der noch in der Familie Holzhausen befindlichen Platte mit einem
männlichen und weiblichen Sehildhaltcr im Kostüm der. Zeit ist neuerdings eine
kleine Zahl von Abdriicken gemacht worden. 1 von hans Schülein v. B.
Zeitblom zu Ulm mitgemacht 14