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III.
Buch.
Kapitel.
verstandene Perspeetive, endlich eine sorgfältige Ausführung. Nach
der Uebereinstimmung mit diesen Bildern hält Harzen eilf, zur
Genealogie der heil. Anna und zu einem Altar, aber jetzt an ver-
schiedenen Orten zerstreute kleine Bilder, ebenfalls von Schülein. 1
Ebenso dürften nach seiner Schilderung zwei Flügelbilder in der
Sammlung Seiner Hoheit, des Fürsten von Hohenzollern Sigmaringen,
auf dem gleichnamigen Schloss, welche ich unter dem_ Namen
Schülein dort gesehen habe, diesen Namen mit Recht tragen. Sie
enthalten in acht Abtheilungen, Joachim und Anna an der goldnen
Pforte, die Geburt Mariä, ihre Darstellung im Tempel, die Ver-
mählung, die Verkündigung, die Geburt Christi, die Anbetung der
Könige, die Beschneidung. Harzen ist nach dem Geist, welcher
sich in verschiedenen Blättern, namentlich in den, mit historischen
Darstellungen gezierten 73 Initialen der sogenannten, vierten deut-
schen Bibel (gedruckt zu Ulm 1470-1473?) ausspricht, der Ansicht,
dass Schülein zu vielen derselben die Zeichnungen geliefert, die
vorzüglicheren sogar selber geschnitten haben möge.
Als der Hauptmeister dieses_ Zweiges der Schwäbischen Schule
in dieser Epoche giebt sich aber durch eine Reihe noch vorhan-
dener, kirchlicher Gemälde von hohem Kunstwerth Bartholomäus
Zeitblom kund. Dieser, wahrscheinlich etwa um 1440 zu Ulm
geborene Künstler dürfte sich, nach den neuesten Forschungen von
Harzen, 2 in seiner Jugend unter seinem berühmten Landsmann,
Martin Schongauer zu Colmar, zuerst als Kupferstecher ausgebildet,
und als solcher die Blätter ausgeführt haben, welche bis jetzt unter
dem ganz willkürlichen Namen Barthel Schongauer bekannt sindß
Zu den frühsten derselben möchten die Kopieen nach den zwölf
Blättern der Passion des Martin Schongauer gehören. Die Mehr-
zahl der übrigen behandelt in einer lebendigen und geistreichen
Weise grüsstentheils Vorgänge aus dem gewöhnlichen Leben, doch
1 In der Pinakothek K0. 11, 13 und 34, Cabinette, in der liloritzkapelle zu
Nürnberg N0. 59, 62, 63, 66, 111, 115. In der Gallerie zu Augsburg zwei. Aureh
ein Bild in zwei Abtheillmgen in der Gnllerie zu Wien, in deren einer die heilige
Familie, in der anderen die Maria, welche dem Christus lesen lehrt, und Johannes
der Evangelist, als Kind, ist sicher von demselben Meister. Die Aufschrift sJo-
haunes Aquila" auf dem Kleidersaum des letzten, ist zuverlässig nicht der Name
des Malers, wie dort im Katalog angenommen wird, sondern bezieht sich auf den
Johannes und sein Zeichen, den Adler. 9 Da die, diesem Handbuch gesteckten
Grenzen es nicht gestatten. die Beweise für die obigen Thutsachen im Einzelnen
beizubringen, muss ich dafür auf jenen, schon bei Schülein angeführten Aufsatz
verweisen. 3 S. Bartsch Th. VI. S. 68 if. Passavant Th. II. S. 118 ff. Das
Monogramm bxsl bedeutet daher nach Harzen Bartholomäus Stecher.