Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

184 
III. 
Buch. 
Kapitel. 
verstandene Perspeetive, endlich eine sorgfältige Ausführung. Nach 
der Uebereinstimmung mit diesen Bildern hält Harzen eilf, zur 
Genealogie der heil. Anna und zu einem Altar, aber jetzt an ver- 
schiedenen Orten zerstreute kleine Bilder, ebenfalls von Schülein. 1 
Ebenso dürften nach seiner Schilderung zwei Flügelbilder in der 
Sammlung Seiner Hoheit, des Fürsten von Hohenzollern Sigmaringen, 
auf dem gleichnamigen Schloss, welche ich unter dem_ Namen 
Schülein dort gesehen habe, diesen Namen mit Recht tragen. Sie 
enthalten in acht Abtheilungen, Joachim und Anna an der goldnen 
Pforte, die Geburt Mariä, ihre Darstellung im Tempel, die Ver- 
mählung, die Verkündigung, die Geburt Christi, die Anbetung der 
Könige, die Beschneidung. Harzen ist nach dem Geist, welcher 
sich in verschiedenen Blättern, namentlich in den, mit historischen 
Darstellungen gezierten 73 Initialen der sogenannten, vierten deut- 
schen Bibel (gedruckt zu Ulm 1470-1473?) ausspricht, der Ansicht, 
dass Schülein zu vielen derselben die Zeichnungen geliefert, die 
vorzüglicheren sogar selber geschnitten haben möge. 
Als der Hauptmeister dieses_ Zweiges der Schwäbischen Schule 
in dieser Epoche giebt sich aber durch eine Reihe noch vorhan- 
dener, kirchlicher Gemälde von hohem Kunstwerth Bartholomäus 
Zeitblom kund. Dieser, wahrscheinlich etwa um 1440 zu Ulm 
geborene Künstler dürfte sich, nach den neuesten Forschungen von 
Harzen, 2 in seiner Jugend unter seinem berühmten Landsmann, 
Martin Schongauer zu Colmar, zuerst als Kupferstecher ausgebildet, 
und als solcher die Blätter ausgeführt haben, welche bis jetzt unter 
dem ganz willkürlichen Namen Barthel Schongauer bekannt sindß 
Zu den frühsten derselben möchten die Kopieen nach den zwölf 
Blättern der Passion des Martin Schongauer gehören. Die Mehr- 
zahl der übrigen behandelt in einer lebendigen und geistreichen 
Weise grüsstentheils Vorgänge aus dem gewöhnlichen Leben, doch 
 
1 In der Pinakothek K0. 11, 13 und 34, Cabinette, in der liloritzkapelle zu 
Nürnberg N0. 59, 62, 63, 66, 111, 115. In der Gallerie zu Augsburg zwei. Aureh 
ein Bild in zwei Abtheillmgen in der Gnllerie zu Wien, in deren einer die heilige 
Familie, in der anderen die Maria, welche dem Christus lesen lehrt, und Johannes 
der Evangelist, als Kind, ist sicher von demselben Meister. Die Aufschrift sJo- 
haunes Aquila" auf dem Kleidersaum des letzten, ist zuverlässig nicht der Name 
des Malers, wie dort im Katalog angenommen wird, sondern bezieht sich auf den 
Johannes und sein Zeichen, den Adler.  9 Da die, diesem Handbuch gesteckten 
Grenzen es nicht gestatten. die Beweise für die obigen Thutsachen im Einzelnen 
beizubringen, muss ich dafür auf jenen, schon bei Schülein angeführten Aufsatz 
verweisen.  3 S. Bartsch Th. VI. S. 68 if. Passavant Th. II. S. 118 ff. Das 
Monogramm bxsl bedeutet daher nach Harzen Bartholomäus Stecher.
	        
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