Epoche von 1460 bis 1500.
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hier der im Jahr 1489 in öffentlichen Urkunden verzeichnete Tho-
man Burgkmaier in Betracht. Obwohl von einer gewissen Tüchtig-
keit und Energie, steht er doch den Holbeins weit nach. Seine
Figuren sind kurz, sein Fleischton schwerbraun, seine Umrisse hart.
Im Dom zu Augsburg finden sich zwei, im Jahr 1480 gestiftete,
Bilder an den Pfeilern dem Chor gegenüber, deren eins, Christus
im Gespräch mit dem heiligen Ulrich, das andere, die Maria mit
der heiligen Elisabeth von Thüringen und die Frau des Stifters,
des Bürgermeisters Walther darstellt. Das dortige Museum enthält
ein grosses Bild mit dem Martyrtode des heiligen Stephan, dem
heiligen Laurentius und Vorgänge aus der Passion. 1
Zu _Ulm, dem Sitz des anderen Hauptzweiges der schwäbischen
Schule, ist der älteste Meister von Bedeutung, welchem wir dort in
dieser Epoche begegnen, Hans Sehülein. Nach dem Vorkommen
seines Namens in Ulms Registern fällt seine Blüthe zwischen den
Jahren 1468 und 1502, in welchem letzteren er wahrscheinlich ge-
storben ist. Er nahm in Ulm eine sehr geachtete Stellung ein.
Von beglaubigten Werken von ihm haben sich indess wenige er-
halten. Am bedeutendsten sind die Malereien der Flügel und der
Staffel eines Altarschreins zu Tiefenbronn, eines NValddorfs un-
weit Calw in Schwaben. Hinten am Rahmen betindet sich die In-
schläft: "gemacht zu Ulm v0 hannsse Schüchlin maler MOCCOLXVIIIj
Jare." Die, jetzt durch die Einwirkung des Sonnenlichts sehr ver-
blasstcn, Aussenseiten stellen den englischen Gruss, die Heim-
suchung, die Geburt und die Anbetung der Könige, die besser
erhaltenen Innenseiten, Pilatus, der die Hände wäscht, die Kreu-
zigung, die Grablegung und die Auferstehung, dar. Die Figuren
sind fast lcbensgross. Die Staffel enthält, in halben Figuren,
Christus inmitten der Apostel. Die Luft ist Goldgrund. Nach
Harzen? erkennt man in diesen Bildern unbedingt einen ausge-
zeichneten Schüler Rogier van der Weyden des älteren, und findet
darin Compositionen von malerischer Anordnung, eorreeter Zeichnung,
edlen und ausdrucksvollen Köpfen, landschaftlichen Hintergründen
voll Abwechslung, ein lebhaftes, glänzendes Colorit, wenn auch
minder gesättigt, als bei dem zunächst zu betrachtenden Zeitblom, wohl-
l veYgl- Pßssavant am angef. Orte S. 186 und mein obiges Werk Tb- H- 5- 33 f-
2 Da ich diese Bilder nicht selbst gesehen, folge ich hier diesem trefflicheu
Gewiihrsmann in seinem Aufsatze: ,.Ueber Bm-tholomäus Zeitblom, Mßlßf W311 Ulm,
als Kupferstecher" in Naumanxfs Archiv für die zeiehuenden Künste 1860, S. 27 ff.