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III.
lpitel.
Unter den Vorgängen spricht besonders seine Predigt an. NVo
Paulus getauft wird, hat der Maler auch sich und seine beiden
Söhne, Ambrosius und, den nachmals so berühmtenfHans, ange-
bracht, der hier als ein Knabe von etwa sechs Jahren erscheint.
In keinem anderen Bilde kann man diesen Meister so sehr in seinen
Vorzügen kennen lernen, als in diesem, wenn schon die hier theil-
weise in den weissen und blauen Mustern des bairischen Wappens
gekleideten Kriegsknechte, ein Zeichen der damaligen Stimmung von
Augsburg gegen Baiern, in arge Zerrbilder ausartenß
Zu seinen vorzüglichsten Bildern gehören ferner zwei grau in
grau gemalte, mit seinem Namen bezeichnete Altartlügel in der
Sammlung der Stände zu Prag. Den edlen Gesichtern entsprechen
die schlanken Gestalten. Die Falten der Gewänder sind von unge-
wöhnlich reinem Geschmack, die Modellirung durchweg sehr sorg-
fältig. Die inneren Seiten enthalten zwei Abtheilungen. In den
oberen, einerseits, die Heiligen Willibald, Lucia und Katharina,
andererseits, Barbara, Apollonia und Rochus. In den unteren,
einerseits, der Tod Mariä, andererseits, die Legende der Heiligen,
durch deren Gebet ein König aus den Flammen befreit wird. Auf
den Aussensciten die Heiligen Thomas, Augustinus, Ambrosius und
Margaretha. Dass dieser Meister gelegentlich im Kleinen sehr gute
Bilder gemalt, lehrt seine, mit dem Namen bezeichnete Maria mit
dem Kinde in der Moritzkapelle zu Nürnberg (N0. 126), 2 welche
zugleich in besonderer Deutlichkeit den Einfluss des Friedrich Herlen
verräth. Zu seinen spätesten, zwar in der Erfindung noch immer
geistreichen, doch in der Färbung schwachen und schweren, in der
Behandlung flüchtigen Bildern gehören einige Vorgänge aus der
Passion im Museum zu Basel.
Auch Sigmund Holbein, der Bruder Hans Holbeins des Vaters,
ist nach der Sammlung des Landauer Brüder-
hauses zu Nürnberg befindlichen, Bilde, Maria mit dem Kinde
(N0. 184), welches seinen Namen trägt, ein sehr ausgezeichneter,
seinem Bruder in der ganzen Kunstweise engverwandter Maler
gewesen. 3
Nächst der Familie Holbein spielt die der ßllrglfmvai]: zu Augg.
burg in der Malerei die wichtigste Rolle. Für diese Epoche kommt
1 Vergl. hierüber das vorige YVerk Th. II. S. 19 B". lmd Passavant im Kunst-
blatt von 1846, S. 183. 1 S. Kunstwerke und Künstler in Deutschland Tb. I.
S. 196. 3 S. dasselbe Werk Th. I. S. 217.