Epoche von 1460 bis 1500.
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Später bleibt die westphälisehe Schule gegen andere deutsche
Schulen zurück. Belege hiefür liefert ein grosser Altar von den
Brüdern Victor und Heinrich Dünwege in der Pfarrkirche zu Dort-
mund, dessen Mitte die Kreuzigung, die inneren Seiten der Flügel
die Anbetung der Könige, Maria mit dem Kinde, die Mutter der
Kinder Zebedäi, und andere Verwandten der Maria darstellt. Ob-
wohl urkundlich 1523 gemalt, zeigt der Goldgrund, die harten, bunten
Farben, die Art der Behandlung noch ganz die Kunstform des
15. Jahrhunderts. Doch sind manche Köpfe sehr lebendig und von
warmer, kräftiger Farbe. Eine der obigen sehr verwandte Kreuzigung
dieser Meister, nur dass darauf der Hintergrund landschaftlich, be-
findet sich im Museum zu Berlin (N0. 1194).
Ein noch stärkeres Zurüekbleiben hinter seiner Zeit verräth der
Maler Johann Raphon von Eimbeek, von dem sich ein, 1508 bezeich-
neter, Altar im Chor des Doms von Halb erstadt befindet, für
Niedersachsen. Die Mitte desselben stellt, in etwas überfüllter Com-
position, die Kreuzigung, die Flügel die Verkündigung, die Anbetung
der Hirten, die der Könige und die Darstellung im Tempel vor.
Die Köpfe, von denen der der Maria auf der Kreuzigung ein Beispiel
gewährt (Fig. 30), sind lebendig und mannigfaltig, haben aber etwas
derbes im Charakter. Die Färbung des Fleisches ist von sehr un-
wahrem, schwerem und in den Lichtern kalten Ton.
Am Mittelrhein begegnen wir in Frankfurt am Main dem Conrad
Fyoll, von dem die Nachrichten von 1461 bis 1476 reichen. 1 Er
hat etwas Zartes und Mildes in seinen Köpfen, und im Fleisch einen
feinen, silbernen, in der Gesammtwirkung etwas kühlen Ton. Ein
Hauptbild von ihm ist ein grösserer Altar im StädePschen Institut in
Frankfurt, dessen Mitte die Familie der heiligen Anna, die Flügel
die Geburt und den Tod der Maria darstellen. Ein kleinerer Altar,
in der Mitte die heilige Anna mit Maria und dem Kinde (N0. 575),
auf den Flügeln die heilige Barbara und Katharina und die Ver-
kündigung (N0. 575 a. b.) befindet sich im Museum zu Berlin.
Weit den grössten deutschen Künstler des 15. Jahrhunderts,
Martin Schongauer, Martin Schön, genannt, finden wir am Oberrhein.
Die über ihn vorhandenen Nachrichten sind leider höchst dürftig
und unsicher. Seine Geburt fällt nach diesen etwa um das Jahr
1440. 2 Sicher ist es, dass er von einer angesehenen Augsburgischen-
1 Vergl. Passavant im Kunstblatt von 1841, N0. 101. 2 Die Gründe, Welvhe
Harzen für diese Zeit, gegen Passavants Annahme des Jahrs 1420, in dessem