Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1460 bis 1500. 
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auch gelegentlich etwas derbe und gemeine vor. In der Zeichnung, 
namentlich der Füsse, ist er schwächer, dagegen thut er es ihnen 
in Sättigung und Feinheit der Färbung fast gleich. Auch die Aus- 
führung ist sehr gediegen, nur die Behandlung des Haars und des. 
Goldstoffs viel breiter. Die ganze Stufe der Ausbildung, namentlich 
der Luftperspektive der trefflichen landschaftlichen Hintergründe, 
welche an Feinheit jenem zweiten Meister nur wenig nachgeben, 
beweisen, dass diese Bilder kaum vor dem Jahr 1500 gemalt sein 
möchten. Von den scchszehn Abtheilungen der inneren und äusscren 
Seiten, hebe ich als besonders ausgezeichnet hervor: die Aufer- 
weckung des Lazarus, den Tod Mariä, die Anbetung der Könige, 
die Taufe Christi. Auf den inneren Seiten eines Flügelpaars, welches 
die in Holz geschnitzte Kreuzigung einschliesst, befinden sich die 
alten Vorbilder derselben, das Opfer Isaacs und die Errichtung der 
ehernen Schlange. 
Auch der Meister eines Altarbildes in derselben Kirche, dessen 
Mitte den Tod der Maria darstellt, ist von namhafter Bedeutung. 
Der Ausdruck der Sterbenden ist höchst edel und würdig, die durch- 
weg portraitartigen Apostel sehr lebendig, die Färbung in den meisten 
Theilen kräftig, die Ausführung gediegen, nur die Zeichnung mager. 
Auch dieses Bild dürfte um 1500 fallen. 
Auch an verschiedenen anderen Orten am Rhein finden sich 
noch bemerkenswerthe Bilder vor.  
In Koblenz, in den Rückseiten der Chorwände der St. Castor- 
kirche eingelassen, die I-Ialbfiguren, Christi, Mariä, der zwölf Apostel, 
der heiligen Ritze, und des heiligen Castor, tüchtige, charaktervolle 
Arbeiten etwa um 1500, aber ohne besonderen Adel.  Ebenda in 
der Spitalkirche, Christus am Kreuz mit vier Heiligen, und Flügel, 
ebenfalls mit Heiligen. In Oberwesel, in der Stiftskirche folgende 
Bilder, eine Stiftung des Canonicus Lutern, und von einem Maler 
hemihrend. Im südlichen Seitenschiif, ein grosses Altarbild mit 
Flügeln, welches auf 15 Feldern die Ereignisse darstellt, so dem 
jüngsten Tage vorangehen sollen, Scenen, welche von vieler Naivetät 
und frischem Sinn für die natürliche Bewegung zeugen. Vorzüglich 
ist das Entsetzen und die Bangigkeit in den Zuschauern jener gräu- 
liehen Wunder gelungen. In dem Sündenfall und der Vertreibung 
aus dem Paradiese ist die Behandlung des Nackten allerdings küm- 
merlich. In demselben Seitenschitf, Christus bei Martha und Maria, 
auf den (getrennten) Flügeln, Heilige. Im Ganzen ein sehr tüchtiges,
	        
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