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Epoche
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derselbe namentlich aus alten Miniaturen zu erkennen ist, indem,
früher der Bildersturm, später die strenge Form, worin dort die
Reformation zur Geltung kam, die Gemälde dieser Epoche in diesem
Lande bis auf seltne Ausnahmen, zerstört hat. Seine Compositionen
haben meist etwas Zufälliges und Zerstreutes, die Motive etwas
Steifes und Ungeschicktes, in der Zeichnung nackter Körper erscheint
er ziemlich schwach und geschmacklos. In den Bildern herrscht in
dem Fleisch ein kühlröthlicher, in den übrigen Farben, durch den
minderen Gebrauch von Lasurfarben, ein etwas schwerer Ton. Goldne
Verzierungen sind nicht, wie bei den Niederländern, mit Farbe,
sondern mit Gold gemacht. Die in den Formen sehr realistischen,
und dabei häufig hässlichen Köpfe sind von grosser Wahrheit und
öfter auch grosser Innigkeit des Ausdrucks. Das einzige sichere,
und daher zum Anhaltpunkt für andere dienende, Bild von ihm ist
eine Anbetung der Könige im Museum zu Berlin (N0. 538). 1 Hie-
nach halte ich jetzt mit Passavant eine Mannasannnlung im Louvre
von sehr zerstreuter und geschmackloser Oomposition für ein Werk
von seiner Hand? Das bedeutendste, mir von ihm bekannte Werk
scheint mir indess ein, irrig Martin Schongauer genanntes,_Altarbild
auf der Burg zu Nürnberg, dessen Mittelbild ebenfalls die An-
betung der Könige, die beiden Flügel aber, in vier Abtheilungen,
die Verkündigung Mariä, die Geburt, die Flucht nach Aaegypten und
den Kindermord darstellen. In diesen Bildern herrscht eine grosse
Wahrheit des Ausdrucks, welcher in den unglücklichen Müttern,
deren Kinder geschlachtet werden, sich bis zum Ergreifen steigert.
Drei andere, wiewohl viel schwächere Bilder von ihm, die Flucht
nach Aegyptcn, die Grablegung und die Krönung Mariä, befinden
sich in der schon öfter erwähnten AbePschen Sammlung zu Stutt-
gartß Endlich hat Passavant auch ein Bild von ihm, die Vermäh-
lung der Maria, inMadrid gefunden. In mehreren seiner Kupferstiche
erscheint er hart und grimassenhaft, so in seiner Gefangennehmung
Christi (B. N0. 4). Von feinerer Ausbildung ist die Kreuzigung
(B. N0. ö) und die heilige Anna mit Maria und dem Christuskinde
1 Eine sorgfältige, oifenbar als Studium zu jenem Bilde ausgeführte, Feder-
zelchnung, welche von allen Kennern, wegen der grossen Uebereinstimmung mit
seinen Kupfer-sticken, für jenen Meister anerkannt, aus der Verlassenschaft des
Herrn F. von Rumobp, für das König]. Kupferstichkalwinett in Berlin angekauft
worden, liess mich jene Bestimmung machen. S. das Deutsche Kunstblutc von 1850.
S. 396. 2 Vor jener Entdeckung erschien es mir als ein Werk der althollandi-
sehen Schule. S. Kmistwerke und Künstler in Paris. S. 540 f. 3 Siehe das
Deutsche Kunstblatt a. a. O. und Kunstwerke u. s. w. II. S. 160. II. S. 214 f.