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III.
Buch.
Kapitel.
realistischen Köpfen höchst edel, die Modellirung sorgfältig, die
Färbung warm und klar. Die Flügel, welche die Stifter mit ihren
Schutzheiligen enthalten, sind etwas später (1499 und 1508), und
von einem etwas schwächeren Meister.
Von einem etwas geringeren Nachfolger des Meisters der Lyvers-
berg'schen Passion rührt ein grosser Flügelaltar auf Goldgrund im
Kölner Museum her, auf welchem die Legende vom heiligen Sebastian
dargestellt ist. Die Gesammtwirkung ist bunt, der, übrigens klare,
Fleischton öfter zu kalt röthlich, die Umrisse hart, die Verhältnisse
der Figuren zu lang, manche Motive z. B. der Schergen manierirt,
doch sind andere Motive sehr gelungen, und verschiedene Köpfe,
vor allen der des Heiligen, edel und von schönem Ausdruck.
Ein späteres und reiferes Werk desselben Meisters ist ein Flügel-
altar ebenda, welcher in der Mitte die Sippschaft Christi, auf den
inneren und äusseren Seiten der Flügel die Familie der Stifter mit
ihren Schutzheiligen darstellt. Die Auffassung der ersteren ist sehr
kindlich, die Bildnisse sehr wahr und lebendig. Hier ist der Hinter-
grund landschaftlich. _
Unabhängig von dem Meister der Lyversbergschen Passion,
wenn schon im Ganzen derselben Richtung folgend, ist ein etwas
späteres, jetzt in der vormaligen Rathhauskapclle aufgestelltes Bild,
welches, in Lebensgrösse, die unter einem Tabernakel stehende Maria
mit dem Kinde darstellt, denen von zwei knieenden Geistlichen, eine
grosse Zahl kleiner Mönche empfohlen werden. Der Ausdruck der
Andacht in den Köpfen ist hier von grosser Reinheit, der der Maria
überdem von seltner Schönheit der Form. In dem Ganzen herrscht
ein kühler Ton von grosser Feinheit.
Hier ist die geeignetste Stelle des Malers zu erwähnen, der
früher nur als Kupferstecher, unter dem Namen des Meisters mit
dem Weberschißchen, bekannt, wahrscheinlich der Künstler ist,
welcher unter dem Namen Johann von Köln im Jahr 1478 als Maler und
Goldschmidt unter den Mitgliedern des Brüderhauses zum gemein-
samen Leben zu Agnetenberg, in der Nähe der holländischen Stadt
Zwoll erwähnt wird. 1 Die wenigen, von ihm bekannten, Bilder
zeigen einen bestimmten Einfluss der altholländischen Schule, wie
1 S. Passavants Werk: ,.Le peintre graveur." Th. II. S. 178. Das auf seinen
Kupferstichen befindliche Wort Zwott, welches ich schon früher mit Sotzmaun
Zwoll gelesen, ist nach ihm eine Abkürzung für Zwollensis. Das bisher ein
Webenmhißchen genannte Instrument hält er für einen Polirstabl, wie ihn die
Kupfersteeher gebrauchen-