Epoche von 1420 bis 1460.
161
Sehr bezeichnend für den Ausgang der kölnischen Malerschule
dieser Epoche ist der Altar, dessen Mittelbild, das jüngste Gericht,
sich im Stadtmuseum zu Köln befindetl Obgleich hier in den idea-
len Figuren, Christus, QMaria, Johannes dem Täufer, noch einiger-
massen der Charakter des Meister Stephan festgehalten ist, fehlt
doch, wie in den, übrigens trefiiichen, Heiligen der Flügel in der
Pinakothek (Cabinette N0. 10 und 14) die alte Tiefe des religiösen
Gefühls. In den Erstandenen, namentlich den Verdammten, so wie
in den Nebensachen aber herrscht der entschiedenste Realismus.
Neben überraschender Freiheit der Motive, und ungemeiner Wahr-
heit des Ausdrucks, linden sich widrige Uebcrtreibungen, und in
Form, Ausdruck und Farbe grosse Roheiten. Nach dem Kostüm
der sehr guten Bildnisse der Stifter möchte die Ausführung des
Bildes zwischen 1450 und 1460 fallen.
Diesem Bilde schlicsst sich in der Zeit und Art ein Christus
am Kreuz, mit Maria und Johannes zu den Seiten, und dem Stifter
in kleinerem Maassstabe, mit 1458 bezeichnet, an. In den Figuren,
zumal in dem Christus, von mageren Formen, zeigt sich hier ein
bestimmter Einfluss Rogier van der Weyden des älteren, dessen
oben erwähntes Bild mit den heiligen drei Königen wahrscheinlich
damals erst neuerdings in der St. Columbakircheaufgestellt sein
mochte. Die allerdings realistischen Köpfe sind von edlem Gefühl.
In den trefflich modellirten Falten der Gewänder der Maria finden
sich noch die, in der älteren kölnischen Schule gewöhnlichen Farben,
ein bläuliches Weiss und ein helles Violett. Der Grund ist schwarz.
Ebenfalls diesem Uebergange angehörig ist ein Christus, welcher
der Magdalena erscheint, in der Moritzkapelle No. 11.
Schon in allen Theilen denselben Einfiuss verrathend ist der
Meister einer Himmelfahrt Mariä (N0. 9 in der Moritzkapelle zu
Nürnberg). Die Handlung, wie die mannigfaltigen Köpfe, sind
sehr lebendig, die Färbung kräftig und warm, endlich die Compo-
sition in dem ungünstig schmalen Raum sehr geschickt. Auch zwei
andere Bilder von derselben Hand ebenda (N0. 39 und 40) verdienen
Beachtung.
Von einem ähnlichen Verhältniss zur van Eycldschen Schule,
doch so, dass man darin deutlich den besonderen Einliuss des Hugo
1 Ich kann mit J. Burckhardt und Hotho im angeführten NVei-k I. S. 413 dieses
Bild nicht, wie andere, dem Meister Stephan Lochner selbst beimessen.
Waagen, Handb. d. Malerei. I. 11