Epoche von 1420 bis 1460.
157
mit dem Kinde folgen, welche erst in den letzten Jahren aufgefun-
den, und in der Sammlung des Erzbischofs von Köln aufgestellt ist.
Sie hat eine seltne Vereinigung von Grossartigkeit und Milde.
Das allein beglaubigte und zugleich das Hauptwerk des Stephan
Lochner ist aber das berühmte Kölner Dombild, l welches ursprüng-
lich für die im Jahr 1426 erbaute Kapelle des Rathhauses gemalt, 2
schon seit einer Reihe von Jahren in der, der heiligen Agnes ge.
weinten Kapelle des Chors im Kölner Dem aufgestellt ist. Es
besteht aus einem Mittelbilde, und zwei auf beiden Seiten bemalten
Flügeln. In besonderer Beziehung auf Köln enthält das erstere die
Anbetung der Könige, deren Gebeine ja, als die kostbarste Reliquie,
im Kölner Dom aufbewahrt werden. In dem Kopf der heiligen
Jungfrau, welcher leider, wie viele andere Theile des Bildes, durch
eine starke Restauration viel von ihrem ursprünglichen Zustande
eingebüsst hat, ist es, bei einer ungleich grösseren Individualisirung,
als in den, dem Meister Wilhelm beigemessenen Werken, dem Mei-
ster gelungen, den Charakter lleckenloser Seelenreinheit und höchster
Schlichtheit, den Ausdruck echter Frömmigkeit, welcher uns in jenen
früheren Bildern anzieht, sich ungeschmälert zu erhalten. Noch
weiter ist die Individualisirung in den beiden knieenden Königen
vorgeschritten, und zugleich Bildimg und Ausdruck, zumal in dem
ältesten, höchst würdig. Auch in der Composition dieses Mittelbil-
des ist eine glückliche Mitte zwischen der Freiheit der Motive, und
dem Abwägen der einzelnen Figuren, als sich entsprechend, getrof-
fen. Nächstdem befriedigt der Flügel mit dem heiligen Gereon,
einem der Schutzheiligen von Köhi, und seiner Schaar, am meisten.
Männliche Kraft und Treue sprechen sich in- seinen Zügen trefflich
aus. Die goldne Rüstung und der blausammtne Wappenrock ge-
hören seiner Zeit an. Diese, wie die in ähnlicher Weise gehaltenen
Trachten der übrigen Figuren, zeigen deutlich den starken Einfluss
1 Dass die Aeusscnuig A. Dürers in seinem Reisetagebuch, er habe zwei
Weisspfennige gegeben für das Aufsperren der Tafel, die Meister Steffen von Köln
gemacht, sich auf das Dombild bezieht, kann man für ausgemacht ansehen. Nun
hat neuerdings J. J. Merlo (Die Meister der altkölnischen Schule. Köln 1852) in
den alten Registern, namentlich unter den Jahren 1442 und 1448 jenen Maler
Stephan Lochner aus Konstanz gefunden, der Hnuseigenthümer in Köln war, und
aus den Rathsprotokollen gezogen, dass er von seiner Zunft zweimal in den E8111
gewählt worden, und während seiner letzten Amtsführung, im Jahr 1451, gestorben
ist. Da nun aus letzterem Umstande hervorgeht, dass er ein zu seiner Zeit be-
sonders angesehener Maler gewesen ist, so stimme ich ganz dem gründlichen
Kunstforscher Sotzmann (Deutsches Klmstblatt 1853. N0. G) bei, dass dieser Künstler
mit dem Steffen des Dürer eine Person, und mithin der Maler des Kölner Dom-
bildes ist. 2 Dieses seht aus einer von diesem Jahr vorhandneu Urkunde hefvür-