Epoche von 1420-
4460.
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in seiner spätesten Zeit in der Kreuzigung in der Sammlung des
Prinzen Gemahl zu Kensington, unweit London.
Von einer ihm ähnlichen Kunstthütigkeit war Herri de Bles,
der, 1480 zu Bouvignes geboren, wahrscheinlich 1550 zu Lüttich
gestorben ist. Im Ganzen aber ist er in der Formseiner Kunst
etwas moderner, in der Färbung kühler. In seiner früheren Zeit
erscheint er indess in der Farbe noch dem Patinier verwandter, in
der späteren wird er sehr lang in den Verhältnissen, manierirt in
den Motiven, dunkel und kalt in der Färbung. Der Umstand, dass
er sich als lllonogramm einer Eule bediente, erwarb ihm in Italien
den Beinamen „Civetta." Aus seiner früheren Zeit ist ein männ-
liches Bildniss mit landsehaftlichem Hintergründe im Museum zu
Berlin (N0. 624). Ein besonders gutes XVerk seiner mittleren Zeit
ist die Kreuzigung in der Sammlung des Prinzen Gemahl zu Ken-
sington. Dasselbe gilt auch von einer Maria mit dem Kinde unter
einem Baldaehin, zu deren Rechten der heil. Joseph, zu der Linken
zwei Engel, von denen einer die Laute spielt, als unbekannt in der
Gallerie Lichtenstein zu Wien befindlich. Der spätesten Zeit ge-
hört eine, mit dem Namen des Künstlers bezeichnete Anbetung der
Könige in. der Pinakothek zu München (Oabinette A91) an.
Alle diese Meister, von Quentin ltlassys an, gehören zwar
sämmtlich in der Art der Färbung und Technik, theilweise auch in
der Auffassung, noch den Ausgängen der Schule der van Eyck an,
sie bilden aber zugleich in manchem Betracht schon den Uebergang
zu den Meistern der folgenden Epoche.
Viertes
Kapitel.
Die
deutschen Schulen in ihrem Uebergange von der Kunstweise
der vorigen Epoche zum Realismus, bis zum Jahr 1460.
jlVährend_ in den Niederlanden durch die Brüder van Eyek die
Malerei in" der realistischen Richtung zu einer so hohen Ausbildung
gelangte, hielten die Deutschen in den wesentlichsten Stücken noch
an der Kunstweise der vorigen Epoche fest", und liessen den Ein-
ilnSS der neuen Richtung vomehmlich nur insofern zu, als Sie dazu
diente, jene zu grösserer Vollkommenheit auszubilden. In den