Epoehe von 1490 bis 1530.
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Bilder des Meisters steht dem folgenden so nahe. Indess beweist
die etwas mindere Luftperspektive in der Landschaft, die etwas
geringere Modellirung der Köpfe, dass es um etwas früher fällt.
Das noch vorhandene Hauptwerk aus der Zeit seiner vollen
Kunsthöhe ist ein, im Jahr 1508 von der Gilde der Tischler bei ihm
bestelltes, Altarbild mit Flügeln, vordem im Dom zu Antwerpen,
jetzt im dortigen Museum (N0. 46-50). Das Mittelbild stellt die
Beweinung des Leichnams Christi dar. In der Mitte die knieende
Mutter Maria, welche, von Johannes unterstützt, im tiefsten Schmerz
ihren, von Nicodemus und Joseph von Arimathia gehaltenen,
todten Sohn betrachtet, während Magdalena, Maria Salome und
Maria Alphaei, schmerzhewegt, sich anschicken, den heiligen Leib
mit Schwämmen zu waschen und zu salben. Ein anderer Mann
mit einem Turban hält die Dornenkrone. In der reichen Land-
schaft des l-Iintergrundes sieht man Jerusalem, Golgatha und das
heilige Grab. In der Mannigfaltigkeit der Abstufung eines gotter-
gebenen Schmerzes in den Köpfen ist dieses Werk ebenso wunderbar,
als in der feinen Haltung des Ganzen und der gleichmässigen und
hohen Vollendung aller einzelnen Theile. Auf dem rechten Flügel
sieht man Herodes mit der Herodias beim Gastmahl und ihre
Tochter Salome, welche das Haupt des Johannes in einer Schüssel
herbeigebracht hat, und im Hintergrunde dieselbe, wie sie vom
Henker dieses Haupt empfängt, auf dem linken Flügel Johannes
den Evangelisten in dem Kessel mit siedendem Oel, dessen Feuer
von den Henkersknechten geschürt wird. Im Hintergründe der
Kaiser Domitian zu Pferde und einige Soldaten. Das geistige In-
teresse dieser Flügel ist ungleich geringer, als das des Mittelbildes,
die Gemeinheit und Verworfenheit der Henker geht selbst in eine
widrige Gemeinheit und Roheit über. Auf den Rückseiten, grau in
grau, Johannes der Täufer mit dem Lamme und Johannes der
Evangelist mit dem Becher, woraus die Schlange emporsteigt.
Derselben Zeit der grössten Vollendung, wie die beiden letzten
Bilder, gehören auch zwei Darstellungen der Magdalena in halber
Figur, mit laudschaftlichem Hintergründe au, von denen die eine
sich ebenfalls im Museum von Antwerpen (N0. 44), die andere,
vormals in Gorshamhouse, dem Sitz der Familie Methuen in
England, jetzt in der gewählten Sammlung des Baron James Roth-
schild in Paris befindet.
Von Quentin Massys rührt auch ursprünglich ein heiliger Hie-