bis 1530.
Epoche von 1490
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ihm eigenthümlicher Ton von wunderbarem Reiz. In den Hinter-
gründen, meist bergigte Landschaften, findet sich eine zarte Beob-
achtung der Luftperspektive in einem bläulichen Ton vor. Dagegen
gefällt er sich schon in Bildern dieser Art in Nebenüguren, z. B.
in Henkersknechten, sehr derbe und geschmacklose Karrikaturen
hervorzubringen; er malt aber vollends bisweilen mit sichtbarem
Behagen und grossem Erfolg Gegenstände, welche lediglich dem.
gemeinen Leben entnommen sind, besonders Geldwechsler, gele-
gentlich auch ein liebendes Paar, oder eine scheussliche Alte. Von
den meisten anderen niederländischen Malern seiner Schule unter-
scheiden sich die Bilder seiner späteren Zeit noch dadurch, dass
seine Figuren dreiviertel, oder auch völlig lebensgross sind.
In seinen früheren Bildern sind seine Fleischtöne warm röthlich,
die Farben seiner Gewänder ebenfalls ungemein tief und kräftig.
Erst in den späteren tritt ein heller, klarer und fein gebrochener
Ton ein, und liebt er auch in den Gewändern zartgebrochene
Sohillerstoife. Endlich ist darin auch das Helldunkel sehr ausge-
bildet, die Modellirung höchst vollendet.
Die echten Bilder von ihm sind überhaupt äusserst selten.
Aus seiner früheren Zeit ist mir sogar kein einziges beglaubigtes
Werk bekannt. Wegen der Verwandtschaft im Gefühl, in den
Charakteren und in der Behandlung mit den ganz sicheren, spä-
teren Gemälden, bin ich indess zu der Ueberzeugung gelangt, dass
folgende Bilder aus dieser früheren Zeit von ihm herrühren. 1
Eine Maria mit dem Kinde von drei Engeln umgeben mit der
Durchsicht in eine Landschaft. Von erstaunlicher Gluth und Tiefe
der Farbe, im Museum zu Antwerpen, N0. 107.
Ein kleines Altarbild mit Flügeln, früher in der bekannten
Sammlung des Herrn Aders in England, jetzt ebendort im Besitz
des Herrn Green zu Hadley bei Barnet, unweit London, dessen
Mitte Maria mit dem Kinde von vier weiblichen Heiligen umgehen,
die Flügel die beiden Johannes enthalten. Im Hintergrunde eine
Landschaft, worin eine Kirche. Obwohl in diesem Bilde die Köpfe
meist von hässlichen Formen, herrscht darin doch eine Reinheit
des religiösen Gefühls, eine Poesie, und ist die sorgfaltigste Aus-
führung so meisterhaft, dass es in einem hohen Grade anspricht. 2
1 Vergl. auch meine Notizen im Kunstblatt von 1847. S. 202. "3 Nähefes in
meinen Treasures Th. II. S. 460.
Waagen, Handb. d. Malerei. I. 10