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III.
Buch.
Kapitel
unbedingt einer der ausgezeichnetsten Maler in derselben. Er com-
ponirt mit vieler Einsicht, ist ein tüchtiger Zeichner, ein warmer
Colorist, von einer seltnen Meisterschaft der Malerei, und einer Ge-
diegenheit in der Durchbildung aller Theile, welche von wenigen.
seiner Zeitgenossen erreicht wird. Nur fehlt es ihm an einer ge-
wissen Wärme des religiösen Gefühls. Weit sein Hauptwerk aus
dieser Epoche ist eine, mit seinem Namen bezeichnete, Anbetung
der Könige in Castle Howard, dem Landsitze des Grafen von
Carlisle im nördlichen England, eine reiche Composition von grossem
Umfange und trefiiich erhaltenß Näehstdem ist ein Bild mit der
Legende des Grafen von Toulouse, der als Pilger nach Jerusalem
wallfahrtete, bei Sir John Nelthorbe auf dessen Landsitz Seawby
in Lincolnshire, wegen der grossen Wahrheit, wie der Vorgang dar-
gestellt ist, hervorzuheben? Auch zwei Bilder im Museum von
Antwerpen, Maria trauernd mit Johannes und anderen Frauen,
und die gerechten Richter, eine Gruppe von Reitern (N0. 55 u. 56),
endlich die Bildnisse der Kinder Heinrich VII. zu Hamtonconrts
verdienen erwähnt zu werden.
Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts wird Antwerpen, in Folge
des Handels, welcher sich von Brügge dorthin gezogen hatte, für
lange Zeit der Hauptmittelpunkt der Kunst und namentlich der Ma-
lerei in den Niederlanden. Gleich jetzt begegnen wir hier dem
grössten belgischen Maler seiner Zeit, Quentin Messys, oder
richtiger Massysß Er wurde aus einer in Antwerpen schon
länger ansässigen Malerfamilie, wahrscheinlich um 1460, geboren,
betrieb aber, bevor er Maler wurde, das Handwerk eines Schmieds,
und starb im Jahr 1530 oder 1531. Er bezeichnet recht eigentlich
den Schluss dieser, und den Anfang der nächsten Epoche. In einer
Anzahl von Bildern, welche heilige Gegenstände darstellen, findet
sich, bei wenig Sinn für eigentliche Schönheit der Formen, eine
Feinheit der Gesichtszüge, eine Schönheit und Innigkeit des Gefühls,
eine Zartheit und Klarheit der Farbe, eine Meisterschaft der sorg-
fältigen Vollendung, welche die religiöse Stimmung des Mittelalters
am Ende desselben noch einmal in würdigster Weise anklingen
lässt. Auch in seinen Gewändern herrscht ein zartgebrochener, nur
1 S. Treasnres T. III. S. 320 f. Eine gute Photographie hievon hat Coluaglxi
in London herausgegeben. 2 S. Treasures T. IV. S. 507. 3 S. Trensiues
T. II. S. 364. 4 S. über alle obige historische Nachrichten von diesem Meister
den Catalog des Museums von Antwerpen von 1857, S. 42 ff, und meine Notiz im
Kunstblatt von 1847. S. 202.