Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1490 bis 1530. 
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oder 1556, schliesst sich in der Gefiihlsweise, wie in dem grossen 
Gewicht, welches er auf die Ausbildung der Landschaft legt, dem 
vorigen Meister eng an. Ausser den Bildern religiösen Inhalts, 
worin er sich in so später Zeit ein edles und reines Gefühl erhielt, 
war er nach dem Zeugniss des van Mander auch ein sehr beliebter 
Bildnissmaler. Die einzigen beglaubigten Gemälde von ihm sind 
auch zwei Bildnisse in dem Museum zu Antwerpen, welche sich 
durch einen warmen und klaren Ton und eine gewisse Weiche in 
der fleissigen Behandlung auszeichnen. 1 Ein anderes Bild desselben 
ebenda (N0. 69), welches die Maria mit dem Kinde von vier Engeln 
umgeben, drei Propheten und zwei Sibyllen mit Spruchbändern, 
worauf ihre Weissagungen von der Maria als Gottesgebärerin stehen, 
darstellt, spricht sich ein gewisser Sinn für gefällige, wenn gleich 
meist portraitartige Züge, aus. Für das bedeutendste Werk dieses 
Meisters halte ich eine Maria als Schmerzensmutter in der Kirche 
Notre Dame zu Brügge? Der Ausdruck des Schmerzes in den 
edlen Zügen ist von grosser Tiefe. Die Compositionen der sieben 
Schmerzen der Maria in kleinen Bildern umher sind theilweise sehr 
schön. Das umfangreichste Werk von ihm ist indess wohl ein 
grosses Altarbild mit Flügeln in der Marienkirche zu Lübeck, 
dessen Mitte die Anbetung der Könige, das Innere der Flügel die 
Geburt und die Flucht nach Aegypten darstellen. Maria hat hier 
immer die schönen Züge und den Ausdruck reiner Frömmigkeit, 
welcher die weiblichen Köpfe des Mostaert so anziehend macht. 
Zwei der Könige sind dagegen offenbar Bildnisse der Stifter. Be- 
sonders reich und Heissig sind die landschaftlichen Hintergründe 
ausgebildetß Von den von ihm in England befindlichen Bildern, 
führe ich hier nur die Grrablegung bei dem Prediger Heath zu En- 
field unweit London an.4 
Jan Gossaert, genannt Jan von Mabuse von seiner Vaterstadt 
Maubeuge, wo er wahrscheinlich, etwa um 1470 geboren worden 
ist, kommt für die Kunstweise der späteren Eycldschen Schule nur 
in den vor seiner, wahrscheinlich in das Jahr 1513 fallenden, Reise- 
nach Italien, ausgeführten Bildern, in Betracht. Bis dahin ist er 
1 Nach daran befindlichen Wappen wurden sie früher irrig für die der Jac- 
queline von Baiern (stirbt 1436) und ihres Gemahls F. van Borselen (stirbt 1470) 
111198656591  a Von dieser hat Fierlants eine besonders gelungene Photographie 
gemacht. Nachrichten über sonstige Werke dieses Meisters in meiner N05! im 
Klmstblatt von 1347- NO- 55-  3 Näheres darüber im Kunstblatt von 1846. N0. 29- 
 4 Näheres darüber Treasures Th. IV. S. 313. In demselben Werk habe ich 
auch V01! anderen Bildern dieses Künstlers in England Rechenschaft gegeben-
	        
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